Transparenz der Aufsichtsräte im DAX und M-DAX
Aufsichtsräte übernehmen wichtige Rolle in der Krisenbewältigung - Aufsichtsräte in der Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen gegenüber Vorständen gefordert
Deutsche Bank ist Sieger im DAX-Ranking der besten Aufsichtsräte -Allianz SE und Deutsche Börse AG auf Platz 2 und Platz 3
(08.12.14) - Die Deutsche Bank hat den besten Aufsichtsrat im DAX. Im Vorjahr hatte das Bankhaus erst den vierten Platz erreicht. Der Versicherungskonzern Allianz SE, der 2013 auf Rang eins stand, musste sich in diesem Jahr mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Der Börsenbetreiber Deutsche Börse AG hat die drittbeste Platzierung, gefolgt vom Rückversicherungskonzern Münchener Rück AG und dem Softwarekonzern SAP AG. Die besten Unternehmen im M-DAX sind die Aareal Bank AG, SGL Carbon SE, Rhön-Klinikum AG, KUKA AG und Klöckner Co. SE. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie "Aufsichtsrats-Score", die der Corporate Governance-Experte Professor Dr. Peter Ruhwedel, Wissenschaftlicher Leiter des KompetenzCentrums für Unternehmensführung und Corporate Governance an der FOM Hochschule, bereits zum dritten Mal erarbeitet hat. Die Studie vergleicht Arbeitsweise, Eignung, Diversität und Transparenz der Aufsichtsräte im DAX und M-DAX.
Deutsche Bank: Kulturwandel in der Aufsichtsratsarbeit sichtbar
"Aufsichtsräte übernehmen zunehmend eine wichtige Rolle in der Krisenbewältigung von Unternehmen", sagt Ruhwedel. Dafür sei die Deutsche Bank AG das beste Beispiel. Die Ergebnisse der Studie " Aufsichtsrats-Score" zeigen, dass der Aufsichtsrat des Bankhauses nach verschiedenen Skandalen die Überwachungsarbeit deutlich intensiviert hat und eine treibende Rolle in der Bewältigung der Krisenfolgen übernimmt. Zentrales Qualitätsmerkmal dafür ist die Intensivierung der Sitzungstätigkeit des Kontrollgremiums und die Einrichtung von zusätzlichen Ausschüssen für Spezialfragen. So hat der Aufsichtsrat unter anderem insgesamt sieben Plenumssitzungen und 34 Ausschusssitzungen sowie einen zweitägigen Strategieworkshop durchgeführt und einen eigenen Ausschuss für Integrität eingerichtet. "Damit wird der angekündigte Kulturwandel auch in der Aufsichtsratsarbeit sichtbar. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank muss Fehlentwicklungen der Vergangenheit korrigieren – und genau das passiert jetzt", begründet Ruhwedel die hervorragende Platzierung der Bank im Ranking. Zudem ist das Kontrollgremium nicht nur international besetzt, sondern deckt unterschiedliche Kompetenzfelder ab. Nicht zuletzt übertrifft der Frauenanteil von 35 Prozent bereits heute die gesetzlich anvisierte Quote. "Arbeitsweise, Besetzung und Transparenz des Deutsche Bank-Aufsichtsrats sind vorbildlich", so der Corporate-Governance-Experte.
M-DAX: Schwächere Transparenz
Die Studienergebnisse zeigen allerdings auch, dass der Aufsichtsrats-Score der M-DAX-Unternehmen nach wie vor zum Teil deutlich unter dem DAX-Niveau liegt. Dies ist häufig auf eine weiterhin geringe Diversität in zahlreichen M-DAX-Gremien sowie insbesondere auf eine mangelnde Transparenz zurückzuführen. Ruhwedel: "Zahlreiche M-DAX-Unternehmen scheinen noch nicht erkannt zu haben, dass eine transparente Berichterstattung über die Zusammensetzung und die Arbeitsweise durch die Aktionäre honoriert wird – vorausgesetzt die Qualität überzeugt."
Schadensersatzansprüche zeitnah prüfen
"Insgesamt sind wir bei der Tätigkeit der Aufsichtsräte in Deutschland auf einem guten Weg", so Ruhwedel. "Es wäre jedoch zu wünschen, dass die Gremien nicht erst in einer Krise aktiv werden. Zudem sollten sich die Aufsichtsräte zukünftig (…) öfter die Frage stellen, inwieweit sie der Durchsetzung von Schadensersatzansprüchen gegenüber Vorstandsmitgliedern nachgehen müssen."
Internationalität und Informationen über Kompetenzfelder fehlen häufig
Mit Blick auf das kommende Jahr zeigt die Untersuchung auch, dass die Unternehmen für eine exzellente Aufsichtsratstätigkeit auch ihre Anstrengungen bei den beiden Qualitätskriterien Diversität und Transparenz verstärken sollten. Corporate-Governance-Experte Ruhwedel: "Deutsche Kontrollgremien benötigen die Kompetenz internationaler Aufsichtsräte, was aber in zu vielen Fällen noch nicht ausreichend in der Zusammensetzung der Gremien berücksichtigt ist. Außerdem fehlen mit Blick auf die Transparenz in vielen Fällen die notwendigen Informationen über die Gründe, warum eine Person zur Wahl in den Aufsichtsrat vorgeschlagen wird. Nicht zuletzt sollten die Unternehmen die Chancen nicht verschenken, die in der Darlegung der Ursachen liegen, warum sie von den Regeln für gute Unternehmensführung des Deutschen Corporate Governance-Kodex (DCGK) in der einen oder anderen Frage abweichen."
Studie " Aufsichtsrats-Score": Orientierungsrahmen für die Effizienzprüfung
Die Studie hat das Ziel, über die vergleichende Analyse der Aufsichtsräte (Benchmarking) und die Identifikation vorbildlicher Vorgehensweisen in den Aufsichtsräten einzelner Unternehmen (Best Practices) Anregungen für eine weitere Professionalisierung der Aufsichtsratstätigkeit zu geben. "Die Studienergebnisse sollen Aufsichtsräte bei der Weiterentwicklung der Strukturen, Prozesse und Arbeitsweise unterstützen und einen Orientierungsrahmen für eine Effizienzprüfung geben", betont Professor Dr. Peter Ruhwedel, der mit dem Deutschen Institut für Effizienzprüfung (diep) Aufsichtsräte bei Effizienzprüfungen unterstützt.
Über den Autor der Studie Professor Dr. Peter Ruhwedel:
Peter Ruhwedel ist Wissenschaftlicher Leiter des KCU KompetenzCentrum für Unternehmensführung & Corporate Governance und Professor für Strategisches Management und Organisation an der FOM Hochschule in Duisburg. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Corporate Governance, insbesondere Fragen der Zusammensetzung und Tätigkeit von Aufsichtsräten. Vor seiner Berufung an die FOM Hochschule im Jahr 2011 war er über zehn Jahre als Unternehmensberater tätig, zuletzt als Partner einer international führenden Managementberatung. Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer ist Peter Ruhwedel Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Deutschen Instituts für Effizienzprüfung (diep).
(FOM Hochschule: ra)
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