Start: "Initiative Transparente Zivilgesellschaft"
Initiative will einen einheitlichen Transparenz-Mindeststandard im gesamten gemeinnützigen Sektor etablieren
Breites Bündnis aus dem gemeinnützigen Sektor bekennt sich zu Transparenz-Mindeststandard
(30.06.10) - Transparency International Deutschland e.V. hat gemeinsam mit zahlreichen Partnern aus dem gemeinnützigen Sektor die "Initiative Transparente Zivilgesellschaft" vorgestellt. Ziel der Initiative ist es, einen einheitlichen Transparenz-Mindeststandard im gesamten gemeinnützigen Sektor zu etablieren. Erstmals haben sich wichtige Akteure aus fast allen Sparten des gemeinnützigen Sektors für eine solche Initiative zusammengefunden.
Die rund 590.000 Vereine und 17.400 Stiftungen in Deutschland werden mit der Initiative ermutigt, freiwillig in einem einheitlichen Format zu zehn Fragen Informationen über ihre gemeinnützige Organisation zu veröffentlichen.
Diese Informationen sollen somit nicht nur dem Finanzamt oder der Stiftungsaufsicht, sondern auch der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Mit dem vorgestellten Transparenz-Mindeststandard geht die Initiative über die rechtlich verpflichtende Offenlegung für gemeinnützige Organisationen in Deutschland hinaus.
Bisherige Transparenz-Initiativen aus dem Sektor selbst decken nur einen jeweils kleinen Ausschnitt an Organisationen ab. Um den gesamten gemeinnützigen Sektor abzudecken, haben sich jetzt auf Vorschlag von Transparency Deutschland zahlreiche Organisationen zum Trägerkreis der Initiative Transparente Zivilgesellschaft zusammengeschlossen.
Dazu gehören neben Transparency Deutschland der Bundesverband Deutscher Stiftungen, der Deutsche Fundraising Verband, der Deutsche Kulturrat, das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen DZI, der Deutsche Spendenrat, das Maecenata Institut, der Verband Entwicklungspolitik Deutscher Nichtregierungsorganisationen Venro und der Deutsche Naturschutzring. Die Organisationen des Trägerkreises haben sich zu konkreten Maßnahmen für die Verbreitung, Kontrolle und Weiterentwicklung der Initiative verpflichtet.
Die Initiatoren erhoffen sich eine große Breitenwirkung, denn die Transparenz-Mindestanforderungen der Initiative lassen sich von gemeinnützigen Organisationen aller Größen, Sparten und Rechtsformen leicht umsetzen. Organisationen, die sich der Initiative anschließen, erklären sich durch eine Selbstverpflichtung zur Offenlegung von zehn wichtigen Informationen in einem einheitlichen Format bereit; dazu gehören die Satzung, die Namen der wesentlichen Entscheidungsträger sowie Angaben über Mittelherkunft, Mittelverwendung und Personalstruktur.
Auf ihrer Internetseite verknüpfen sie diese Informationen gut sichtbar mit dem Logo der Initiative. Auf www.transparente-zivilgesellschaft.de wird zudem eine Liste aller unterzeichnenden Organisationen veröffentlicht.
Die wichtigste Grundlage des gemeinnützigen Sektors ist das Vertrauen in seine Arbeit. Es gibt aber immer wieder Fälle von Intransparenz und Misswirtschaft im gemeinnützigen Sektor. Problematisch ist auch, wenn Organisationen nicht erkennen lassen, wer sie finanziert und wessen Interessen sie vertreten. Die Initiative Transparente Zivilgesellschaft möchte einen Beitrag dazu leisten, das Vertrauen in den Sektor zu stärken.
Karenina Schröder, Transparency Deutschland, Initiatorin der Initiative Transparente Zivilgesellschaft, sagte: "Die Glaubwürdigkeit und Integrität des gemeinnützigen Sektors wurde von wenigen schwarzen Schafen geschädigt. Einem beginnenden Vertrauensverlust, wie wir ihn in Politik und Wirtschaft bereits beobachten konnten, muss für den gemeinnützigen Sektor mit aller Entschiedenheit entgegen gewirkt werden. Transparenz ist ein gutes Mittel dafür."
"Mit der Unterstützung der neuen Initiative von Transparency Deutschland setzen wir ein weiteres Signal für stärkere Transparenz auch im Stiftungssektor", erklärte Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. "Die zusätzliche Internetseite liefert Informationssuchenden mehr Transparenz mit einem Mausklick; sie sollte sich durchsetzen als ein zweites Impressum für gemeinnützige Organisationen."
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, sagte: "Der Kulturbereich wird zu weiten Teilen von der Zivilgesellschaft getragen. Ohne die vielen Verbände und Vereine wäre die kulturelle Infrastruktur in Deutschland nur schwer vorstellbar. Viele dieser zivilgesellschaftlichen Kulturinitiativen erhalten Unterstützung aus der Bevölkerung in Form von Spenden und öffentliche Förderung. Transparenz bei den Ein- und Ausgaben ist deshalb für uns kein notwendiges Übel, sondern die Chance zu beweisen, dass die öffentlichen und privaten Mittel bei der Kultur richtig investiert sind."
Burkhard Wilke, Geschäftsführer des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), vermerkte: "Die neue Initiative und das DZI Spenden-Siegel ergänzen sich bestens. Die Anforderungen unseres Siegels sind viel größer, entsprechend stärker ist seine Aussagekraft für die zurzeit 260 ausgezeichneten Organisationen. Gerade weil die zehn Punkte der ITZ so leicht zu erfüllen sind, hoffen wir auf tausende und zehntausende Unterzeichner, und damit auf eine spürbare Verbesserung der Basistransparenz im gemeinnützigen Sektor."
"Wir begrüßen es sehr, wenn die Transparenz bei gemeinnützigen Organisationen zunimmt und wenn es noch mehr gesellschaftliche Kontrolle gibt", betonte Wolfgang Stückemann, Vorstand des Deutschen Spendenrats e.V. Der Deutsche Spendenrat setzt sich bereits seit fast 20 Jahren mit seinen Mitgliedsorganisationen für diese Werte ein. Der in Berlin ansässige Dachverband vertritt rund 70 Organisationen. Er vertritt u.a. die DLRG und große diakonische Einrichtungen.
Dr. Rupert Graf Strachwitz, Direktor des Maecenata Instituts an der Humboldt Universität zu Berlin, erklärte: "Wer für sich in Anspruch nimmt, für das allgemeine Wohl zu wirken, muss der Allgemeinheit auch sagen, woher die Mittel dafür stammen, wo sie hinfließen und wer darüber entscheidet."
"Eine Spendenorganisation muss sich nach den Kriterien der Glaubwürdigkeit und der Integrität beurteilen lassen. Deshalb hat Venro mit seinen 119 Mitgliedsorganisationen bereits 2008 einen umfassenden Verhaltenskodex verabschiedet. Die Initiative Transparente Zivilgesellschaft ist für uns ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung", so Bernd Pastors, Vorstandsmitglied von Venro.
Dr. Helmut Röscheisen, Generalsekretär Deutscher Naturschutzring (DNR), sagte: "Der Deutsche Naturschutzring (DNR) ist mit über 5,5 Millionen Einzelmitgliedern der ihm angeschlossenen 95 Organisationen der viertgrößte Dachverband in Deutschland. Dies verpflichtet zu Transparenz bei den Finanzen und politischen Entscheidungen." (Transparency International: ra)
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