Social Compliance-Management als Wettbewerbsfaktor


Von 31 Mrd. Arbeitsstunden, die international für die Deckung der deutschen Nachfrage geleistet werden, besteht bei 19 Mrd. ein Risiko, dass Menschenrechte verletzt werden
Systain Consulting analysiert in ihrer neuen Studie die Herausforderungen, denen sich deutsche Unternehmen stellen müssen - Social Compliance-Risiken:
Schlechte Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben im Ausland setzen Unternehmen in Deutschland unter Zugzwang

(29.10.13) - Wesentliche Branchen in Deutschland müssen sich mit schlechten Arbeitsbedingungen in ihren Lieferketten auseinandersetzen. Damit wird Social Compliance Management zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor. Das ist eines der Resultate der Studie "Wettbewerbsfaktor Social Compliance Management", die von der international tätigen Social Compliance Responsibility (CSR)-Strategieberatung Systain veröffentlicht wurde.

Systain quantifiziert in der Studie erstmalig die Arbeitsstunden, die entlang der gesamten Lieferkette für Produkte für den deutschen Markt entstehen. Dabei wird der Anteil der Risikostunden (Stunden mit erhöhtem Risiko der Verletzung von Menschenrechten) nach Branchen und dem Ort ihrer Entstehung in der Lieferkette differenziert. In der Textilbranche fallen mit 3,4 Mrd. Risikostunden die meisten Risikostunden an, aber auch in anderen Wirtschaftszweigen sind sie erheblich, z.B. in der Elektronikindustrie mit 1,7 Mrd. Risikostunden oder im Fahrzeugbau mit 1,2 Mrd. Keine der Top-10-Branchen hat weniger als 400 Mio. Risikostunden. Ein Vergleich einzelner Branchen macht deutlich, dass die Risikostruktur in den Sektoren sehr unterschiedlich ist. Je nach Produktionsstruktur liegen die Risiken entweder im direkten Zugriff deutscher Unternehmen oder tiefer in der Lieferkette. Ungeachtet dieses Unterschiedes wird die Verantwortung für die potenziellen Menschenrechtsverletzungen zunehmend dem deutschen Unternehmen zugeschrieben.

Das identifizierte soziale Risiko in der Lieferkette zu reduzieren, ist zwar eine Herausforderung, zugleich aber bietet das Management von Social
Compliance-Risiken mehr als nur die Möglichkeit, Reputationsrisiken zu reduzieren. Eine Zusammenarbeit mit Lieferanten kann auch positive Effekte auf Liefersicherheit und Qualität der Produkte haben. "Diese Chancen des Social-Compliance Management werden allerdings häufig noch nicht ausreichend gesehen", betont Torben Kehne, Director Social Compliance bei Systain. Die Arbeitsbedingungen in weltweiten Produktionsbetrieben rücken immer mehr ins Zentrum der öffentlichen Wahrnehmung. So wird für Hersteller und produzierende Unternehmen das Übernehmen von sozialer Verantwortung in der Lieferkette ein immer wichtigerer Wettbewerbsfaktor. Dies gilt umso mehr, wenn die Produkte mit einer starken Marke auftreten und damit emotional aufgeladen werden und stärker in den Fokus der Verbraucher rücken.

Systain geht davon aus, dass das Management von Social Compliance in der Lieferkette in Zukunft zu einem festen Bestandteil moderner Businessmodelle wird. Social Compliance-Anforderungen werden zunehmend in die Lieferkette integriert. Erwartet wird dabei eine ähnliche Entwicklung wie ab den 90er Jahren in Deutschland. Damals begannen deutsche Unternehmen, ihre Qualitätsanforderungen systematisch an Lieferanten weiterzugeben.

Arbeitsbedingungen müssen als integraler Bestandteil des Supply Chain Managements verstanden und strategisch verankert werden. In diesem Zusammenhang weist Systain insbesondere darauf hin, dass vom Kerngeschäft isolierte Einzelaktivitäten wie Audits alleine nicht zielführend sind. "Es ist weniger die Frage, ob die risikobehafteten Branchen zur Tat schreiten, sondern wie", fasst Kehne das Fazit der Studie zusammen. Eine auf Unternehmensbelange abgestimmte Verzahnung von Social Compliance-Management in der Lieferkette mit dem Kerngeschäft ist der entscheidende Punkt. Beim Thema Qualität wurde die Integration bereits erfolgreich umgesetzt – für viele Branchen wird nun die Aufgabe sein, potenzielle soziale Missstände in der Lieferkette umfassend anzugehen.

Die Kernaussagen der Studie lauten wie folgt:
• >> 60Prozent aller im Ausland nachgefragten Arbeitsstunden sind risikobehaftet.
• >> Die Branchen Textilien, Touristik, Elektronik, Lebensmittel und das Baugewerbe haben das größte Social Compliance-Risiko, gefolgt von Fahrzeugbau, Logistik, Möbelindustrie, Maschinenbau und chemischer Industrie.
• >> Die Verantwortung geht über die Lieferantenbeziehung hinaus, viele Risiken treten erst viel tiefer in der Supply Chain auf (Vorlieferanten und deren Vorkette).
• >> Arbeitsbedingungen können langfristig nur verbessert werden, wenn sich Arbeitsprozesse verändern – sowohl bei den Lieferanten als auch in den Einkaufsstrukturen der Unternehmen.
(Systain: ra)

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