Mehr als nur Verdacht: Spionage als Risiko
Studie: 72 Prozent der deutschen Unternehmen sehen sich durch Wirtschaftsspionage gefährdet
Oft stehen Tochtergesellschaften, freie Vertriebsmitarbeiter oder Partner in Drittstaaten wie Russland oder China im Verdacht steht, Industriegeheimnisse zu verraten
(09.01.12) - Knapp drei Viertel der deutschen Unternehmen und Behörden sehen Wirtschaftsspionage als ernst zu nehmendes Risiko für den eigenen Geschäftsbetrieb. Gut jeder dritte Befragte stuft die Bedrohung, ausspioniert zu werden, sogar als hoch ein. Vor allem die Telekommunikations-, Medien- und IT-Branche sieht sich im Visier. Häuser mit Niederlassungen im Ausland gehen von einem überdurchschnittlich hohen Risiko aus (56 Prozent). Knapp ein Viertel der Unternehmen verzeichnet Fälle von Wirtschaftsspionage oder einen konkreten Verdacht. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie zur IT-Sicherheit in Deutschland von Steria Mummert Consulting und dem IMWF Institut.
Die Telekommunikations-, Medien- und IT-Branche sieht sich von allen Branchen am stärksten in Gefahr: 95 Prozent beurteilen Spionage als Risiko. 35 Prozent der Verantwortlichen berichten dabei über konkrete Verdachtsfälle oder aufgedeckte Fälle von Wirtschaftsspionage. Bei den Banken sind sich 85 Prozent des Risikos bewusst - jede Vierte nennt konkrete Delikte. Zudem sehen sich 81 Prozent der Transport- und Logistikunternehmen mit dem Risiko konfrontiert. Hier haben 35 Prozent Wirtschaftsspionage im beruflichen Alltag bereits erlebt. Die geringste Zahl von Fällen registriert die öffentliche Verwaltung mit 14 Prozent.
Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der insgesamt befragten Unternehmen hat Tochtergesellschaften, freie Vertriebsmitarbeiter oder Partner in Drittstaaten wie Russland oder China, das besonders oft im Verdacht steht, sich Industriegeheimnisse zu eigen machen zu wollen. Bei Firmen mit Auslandsvertretungen gibt es vermehrt Fälle oder Verdachtsfälle von Spionage. Die stärkste Auslandspräsenz besteht in der Telekommunikations-, Medien- und IT-Branche mit 85 Prozent. Bei 45 Prozent der Firmen dieser Branche stammen die Auslandsmitarbeiter alle aus Deutschland. Gerade Firmen mit ausschließlich deutschen Mitarbeitern im Ausland schätzen die Spionagegefahr mit 83 Prozent besonders hoch ein.
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"Die Erfahrungen der Sicherheitsbehörden zeigen allerdings, dass Wirtschaftsspionage in signifikantem Ausmaß auch innerhalb der Grenzen Deutschlands stattfindet", sagt Wolfram Funk, Principal Consultant bei Steria Mummert Consulting. "Lokal agierende Unternehmen müssen dafür dringend sensibilisiert werden. Hier besteht Nachholbedarf. Denn je weniger Vorkehrungen getroffen werden, desto schwerer ist auch ein Angriff zu erkennen. Dieses Gefährdungsszenario muss künftig im Rahmen von Risikoanalysen und Sicherheitskonzepten stärker adressiert werden", rät Funk. "Als Schutzmaßnahmen können Ansätze wie Data Leakage Prevention (DLP) und Security Information & Event Management (SIEM) sinnvoll sein." Die Unternehmen fürchten in erster Linie, dass der Klau von Betriebsgeheimnissen einen hohen Imageschaden und finanzielle Einbußen zur Folge hat. Das sagen jeweils 34 Prozent. Für knapp ein Viertel könnte das sogar unternehmensgefährdend sein.
Hintergrundinformationen
Die Studie IT-Security wurde im Auftrag von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung durchgeführt. Befragt wurden vom 5. September bis zum 4. Oktober 2011 insgesamt 205 IT-Leiter/CIO, IT-Manager, Vorstände/Geschäftsführer/CEO, Datenschutzbeauftragte oder sonstige IT-Führungskräfte aus Unternehmen ab 100 Mitarbeiter in den Branchen Banken, sonstige Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Energie- und Wasserversorgung, Transport und Logistik, Telekommunikation/Medien/IT, Gesundheit/Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung, verarbeitendes Gewerbe und Handel. Die Ergebnisse der Zahlen sind gerundet. (Steria Mummert Consulting: ra)
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