Um 28,7 Prozent angestiegen


Deutlicher Anstieg der Fallzahlen im Bereich der Wirtschaftskriminalität - BKA veröffentlicht Bundeslagebild 2017
Niedrige Zinsen und zunehmende Digitalisierung bringen neue Erscheinungsformen des Anlagebetrugs hervor



Mit insgesamt 74.070 registrierten Fällen im Jahr 2017 ist die Wirtschaftskriminalität in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 28,7 Prozent angestiegen (2016: 57.546 Fälle). Die Fallzahl liegt deutlich über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre (65.484 Fälle). Der Anteil der Wirtschaftskriminalität an allen polizeilich bekannt gewordenen Straftaten beträgt 1,3 Prozent (2016: 0,9 Prozent). Im Gegensatz hierzu verdeutlicht die erfasste Schadenssumme die erheblichen Auswirkungen der Wirtschaftskriminalität - sie macht etwa die Hälfte des durch Kriminalität insgesamt entstandenen Schadens aus.

Im Jahr 2017 wurde ein Schaden in Höhe von 3,74 Milliarden Euro registriert (2016: 2,97 Milliarden Euro). Dies entspricht einem Anstieg um 25,9 Prozent. Die Betrachtung der langfristigen Fall- und Schaltungsentwicklung zeigt die übliche Schwankungsbreite im Bereich der Wirtschaftskriminalität, die durch einzelne Umfangsverfahren hervorgerufen wird.

Niedrige Zinsen und zunehmende Digitalisierung bringen neue Erscheinungsformen des Anlagebetrugs hervor. Der Betrug beim Handel mit binären Optionen steht für die rasche Reaktion der Täter auf neu am Markt angebotene Finanzprodukte, die eine hohe Rendite versprechen. Binäre Optionen werden Anlegern auf vermeintlich benutzerfreundlichen Online-Plattformen angeboten. Nach Eröffnung eines Accounts und erster Einzahlung erfolgt die weitere Kundenbetreuung meist von Call-Centern aus.

Durch aggressives Marketing und gezielte Social-Engineering-Methoden sollen die Anleger zu weiteren Investitionen bewegt werden. Spätestens bei Auszahlungswunsch des Anlegers wird die betrügerische Vorgehensweise der Täter erkennbar. Anleger verzeichnen häufig einen Totalverlust. Risikobehaftet und zunehmend populär sind auch Kapitalanlagen in bestehende virtuelle Währungen und mittels Crowdfunding als Initial Coin Offering (ICO) in neu zu schaffende Währungen. In beiden Fällen sind Anlagemodelle oft nicht behördlich reguliert. Für die Anleger besteht die Gefahr, dass Täter das angelegte Geld nicht im angegebenen Sinn nutzen sondern vielmehr zur illegalen Gewinnmaximierung. Die Anleger sehen sich dann massiven Verlusten ausgesetzt.

Zusätzlich zu den materiellen Schäden für Anleger oder Unternehmen sind immaterielle Schäden Faktoren, die das Gesamtschadenspotenzial von Wirtschaftskriminalität wesentlich erhöhen. Nicht quantifizierbare Folgen können zum Beispiel Wettbewerbsverzerrungen und Reputationsverluste ganzer Wirtschaftszweige sein.

Die Strafverfolgungsbehörden reagieren mit einer eng abgestimmten länderübergreifenden Zusammenarbeit und breit angelegten Sensibilisierungs- und Präventionsmaßnahmen, die sich sowohl an Wirtschaftsunternehmen und -verbände wie auch an die Öffentlichkeit richten. Die polizeilichen Präventions- und Aufklärungsmaßnahmen zeigten 2017 insbesondere bei der bundesweit abgestimmten Bekämpfung des CEO-Fraud durch israelische Tätergruppen Wirkung: Nachdem die Fallzahlen des CEO-Fraud seit 2014 deutlich angestiegen waren und 2016 einen Stand von 439 Fällen erreicht hatten (davon 383 Versuche), sank die Zahl der Fälle 2017 auf 262 (davon 239 Versuche). (Bundeskriminalamt: ra)

eingetragen: 15.06.18
Newsletterlauf: 13.07.18


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>



Meldungen: Studien

  • Gefahren von strategischer Korruption

    Transparency International hat den Korruptionswahrnehmungsindex 2024 (Corruption Perceptions Index, CPI) veröffentlicht. Der jährlich erscheinende Index ist der weltweit bekannteste Korruptionsindikator. Er umfasst 180 Staaten und Gebiete und bewertet den Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption. Der Meta-Index beruht auf der Einschätzung von Experten sowie Führungskräften.

  • Budgets für Datenschutz 2025 werden sinken

    Mehr als zwei von fünf (45 Prozent) Datenschutzbeauftragten in Europa glauben, dass das Datenschutzbudget ihrer Organisation unterfinanziert ist. Dies bedeutet einen Anstieg von 41 Prozent im Jahr 2024. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) erwartet zudem, dass die Budgets im Jahr 2025 weiter sinken werden. Das geht aus einer neuen Studie von ISACA hervor, dem weltweit führenden Berufsverband, der Einzelpersonen und Organisationen bei ihrem Streben nach Digital Trust unterstützt.

  • Compliance-Regulierungsdruck nimmt weltweit zu

    Sphera hat ihren Supply Chain Risk Report 2025 veröffentlicht. Dieser Bericht umfasst eine eingehende Analyse der dringendsten Risiken und aufkommenden Chancen, die die globalen Lieferketten verändern. Er bietet Führungskräften aus den Bereichen Beschaffung, Lieferkette und Nachhaltigkeit handlungsrelevante Einblicke, um die komplexen Herausforderungen zu meistern, mit denen sich Unternehmen angesichts neuer gesetzlicher Bestimmungen, wirtschaftlicher Unbeständigkeit und erhöhter ökologischer und sozialer Verantwortung auseinandersetzen müssen.

  • Digitale Steuer-Transformation

    Eine von Vertex veröffentlichte Studie zeigt, dass Fachkräftemangel und Qualifikationsdefizite in Steuerteams Unternehmen auf ihrem Weg zu einer erfolgreichen digitalen Steuer-Transformation behindern können. Die Studie "Global Tax Transformation" befragte 610 Fachleute in Europa und den USA, um die aktuelle Situation in den Unternehmen und die Einstellung der Fachleute zur Transformation in ihrer Organisation zu verstehen.

  • NIS2-Richtlinie & wie es um die Vorbereitung steht

    Eine aktuelle Veeam-Studie zur NIS2-Richtlinie zeichnet ein ernüchterndes Bild der IT-Sicherheitslage in deutschen Unternehmen. Während sich 70 Prozent der befragten Firmen gut auf die neue EU-Richtlinie vorbereitet fühlen, sind nur 37 Prozent von ihnen nach eigener Angabe tatsächlich konform zur NIS2. Diese eklatante Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Realität ist bezeichnend für den oftmals leider noch zu laxen Umgang vieler Organisationen mit Cyber-Sicherheit und vor allem im KRITIS-Bereich bedenklich.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen