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Steuerentwicklungen in der Europäischen Union


Die Besteuerung von Vermögen findet eine wachsende Beachtung bei politischen Entscheidungsträgern
Mehrwertsteuersätze steigen im Jahr 2012 weiter an - Nach anhaltendem Rückgang steigen Körperschaft- und Spitzeneinkommensteuersätze langsam

(31.05.12) - Seit 2008 ist der durchschnittliche Normalsteuersatz der MwSt. in der EU27 stark angestiegen. Der Normalsatz der MwSt. reichte im Jahr 2012 von 15,0 Prozent in Luxemburg und 17,0 Prozent in Zypern bis 27,0 Prozent in Ungarn sowie 25,0 Prozent in Dänemark und Schweden. Der durchschnittliche Spitzensatz der Einkommensteuer in der EU27 stieg im Jahr 2012 an. Die höchsten Spitzensteuersätze auf Einkommen im Jahr 2012 verzeichnen Schweden (56,6 Prozent), Dänemark (55,4 Prozent), Belgien (53,7 Prozent), die Niederlande und Spanien (je 52,0 Prozent), Österreich und das Vereinigte Königreich (je 50,0 Prozent) und die niedrigsten Bulgarien (10,0 Prozent), die Tschechische Republik und Litauen (je 15,0 Prozent), Rumänien (16,0 Prozent) und die Slowakei (19,0 Prozent).

Die Steuersätze auf Körperschaften in der EU27 erhöhten sich im Jahr 2012 leicht und beendeten damit einen lang anhaltenden Rückgang. Die höchsten Regelsteuersätze auf Körperschaften im Jahr 2012 verzeichnet Frankreich (36,1 Prozent), Malta (35,0 Prozent) und Belgien (34,0 Prozent) und die niedrigsten Bulgarien und Zypern (je 10,0 Prozent) sowie Irland (12,5 Prozent).

Die Abgabenquote im Verhältnis zum BIP belief sich im Jahr 2010 in der EU275 auf 38,4 Prozent, unverändert gegenüber dem Vorjahr. Nach dem deutlichen Rückgang im Jahr 2009 haben Konsolidierungsmaßnahmen und eine leichte Erholung der Wirtschaft zu einer Stabilisierung der Steuereinnahmen im Jahr 2010 geführt. Die Abgabenquote im Euroraum (ER17) fiel leicht auf 38,9 Prozent im Jahr 2010, gegenüber 39,0 Prozent im Jahr 2009.

Diese Informationen stammen aus der Veröffentlichung 'Taxation trends in the European Union, Ausgabe 2012', die von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, und der Generaldirektion Steuern und Zollunion der Kommission herausgegeben wird. Diese Veröffentlichung beinhaltet harmonisierte Steuerindikatoren auf der Grundlage des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 95), die einen genauen Vergleich der Steuersysteme und Steuerpolitiken zwischen den Mitgliedstaaten ermöglichen.

Die Besteuerung von Vermögen findet eine wachsende Beachtung bei politischen Entscheidungsträgern. Aus diesem Grund beinhaltet die diesjährige Ausgabe der Veröffentlichung zum ersten Mal eine Übersicht über Vermögensteuererträge im Allgemeinen, mit einem speziellen Fokus auf wiederkehrende Grund- und Immobiliensteuern für die gesamte EU.

Steuereinnahmen reichten von 27,1 Prozent des BIP in Litauen bis 47,6 Prozent in Dänemark im Jahr 2010
Im Vergleich mit der übrigen Welt bleibt die Abgabenquote der EU27 nach wie vor hoch. Die Abgabenbelastung variierte jedoch stark zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten und reichte im Jahr 2010 von unter 30 Prozent in Litauen (27,1 Prozent), Rumänien (27,2 Prozent), Lettland (27,3 Prozent), Bulgarien (27,4 Prozent), der Slowakei (28,1 Prozent) und Irland (28,2 Prozent) bis über 45 Prozent in Dänemark (47,6 Prozent) und Schweden (45,8 Prozent).

Zwischen 2009 und 2010 wurden die größten Rückgänge der Abgabenquote im Verhältnis zum BIP in Ungarn (von 40,1 Prozent auf 37,7 Prozent), Litauen (von 29,2 Prozent auf 27,1 Prozent), Bulgarien (von 29,0 Prozent auf 27,4 Prozent) und Estland (von 35,7 Prozent auf 34,2 Prozent) verzeichnet und die höchsten Anstiege in Spanien (von 30,7 Prozent auf 31,9 Prozent), dem Vereinigten Königreich (von 34,8 Prozent auf 35,6 Prozent) und in Lettland (von 26,7 Prozent auf 27,3 Prozent).

Höchster impliziter Steuersatz auf Arbeit in Italien, auf Konsum in Dänemark
Die größte Quelle des Steueraufkommens in der EU27 sind Steuern auf Arbeit, die fast die Hälfte des gesamten Steueraufkommens ausmachen, gefolgt von Konsumsteuern mit rund einem Drittel und Kapitalsteuern mit knapp weniger als einem Fünftel.

Gegenüber 2009 wuchs der durchschnittliche implizite Steuersatz auf Arbeit in der EU27 im Jahr 2010 leicht an und beendete damit den, seit dem Jahr 2000 anhaltenden, stetigen Rückgang. In den Mitgliedstaaten reichte der implizite Steuersatz auf Arbeit 2010 von 21,7 Prozent in Malta, 23,4 Prozent in Portugal, 24,4 Prozent in Bulgarien und 25,7 Prozent im Vereinigten Königreich bis 42,6 Prozent in Italien, 42,5 Prozent in Belgien, 41,0 Prozent in Frankreich und 40,5 Prozent in Österreich.

Der durchschnittliche implizite Steuersatz auf Konsum in der EU27, der seit 2007 rückläufig war, erhöhte sich im Jahr 2010. Im Jahr 2010 war der implizite Steuersatz auf Konsum in Spanien (14,6 Prozent), Griechenland (15,8 Prozent), Italien (16,8 Prozent), Lettland (17,3 Prozent) und Portugal (17,4 Prozent) am niedrigsten und in Dänemark (31,5 Prozent), Schweden (28,1 Prozent), Luxemburg (27,3 Prozent), Ungarn (27,2 Prozent) und den Niederlanden (27,0 Prozent) am höchsten.

In der EU27 verringerte sich der durchschnittliche implizite Steuersatz auf Kapital in den Mitgliedstaaten, für die Daten verfügbar sind, von 2009 auf 2010. Die impliziten Steuersätze auf Kapital reichten von 6,8 Prozent in Litauen bis 37,2 Prozent in Frankreich.

Vermögensteuererträge am höchsten im Vereinigten Königreich, Frankreich und Belgien
Die Einnahmen aus Vermögensteuern unterschieden sich im Jahr 2010 deutlich zwischen den Mitgliedstaaten und reichten von 0,4 Prozent des BIP in der Tschechischen Republik, Estland und der Slowakei bis 4,2 Prozent im Vereinigten Königreich, 3,4 Prozent in Frankreich und 3,1 Prozent in Belgien. Die höchsten Erträge aus wiederkehrenden Steuern als Prozentsatz des BIP wurden im Vereinigten Königreich (3,4 Prozent), Frankreich (2,3 Prozent) und Dänemark (1,4 Prozent) verzeichnet und die höchsten Erträge aus Transaktionssteuern in Belgien (1,8 Prozent), Italien (1,3 Prozent) und Spanien (1,2 Prozent).

Anmerkungen
Die Mehrwertsteuer bzw. MwSt. ist eine allgemeine, breit angelegte Verbrauchssteuer, die auf den Wert von Gütern und Dienstleistungen veranschlagt wird. Der Normalsatz der MwSt. ist der Satz, der auf die meisten Güter und Dienstleitungen veranschlagt wird, wobei die Mitgliedsstaaten ein oder zwei reduzierte MwSt-Sätze auf Güter und Dienstleistungen veranschlagen können, welche in einer begrenzten Liste aufgeführt sind.

Der Spitzensatz der Einkommensteuer ist der Steuersatz für die höchste Einkommensteuerklasse einschließlich allgemeiner Zusatzabgaben.

Der bereinigte höchste Regelsatz der Körperschaftsteuer setzt sich zusammen aus der Körperschaftsteuer sowie gegebenenfalls aus Zusatzabgaben, lokalen Steuern und weiteren Abgaben auf Steuerbemessungsgrundlagen, die der Körperschaftsteuer ähneln, aber häufig nicht mit ihr identisch sind.

Die Abgabenquote, also das Verhältnis 'Steuern zu BIP', misst die Gesamtabgabenbelastung als Gesamtbetrag der Steuern und tatsächlichen Pflichtsozialbeiträge in Prozent des BIP. Diese Definition unterscheidet sich geringfügig von der Definition in Statistik kurz gefasst 2/2012, 'Tax revenue in the EU', in der die freiwilligen und die unterstellten Sozialbeiträge miteinbezogen wurden und welche BIP-gewichtete Durchschnittswerte für die Berechnung der Aggregate für die EU und den Euroraum verwendet, anstatt arithmetische Mittel, die vorwiegend im 'Taxation trend' Bericht verwendet werden.

EU27: Belgien, Bulgarien, die Tschechische Republik, Dänemark, Deutschland, Estland, Irland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Zypern, Lettland, Litauen, Luxemburg, Ungarn, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, die Slowakei, Finnland, Schweden und das Vereinigte Königreich .

Euroraum (ER17): Belgien, Deutschland, Estland, Irland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Zypern, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Portugal, Slowenien, die Slowakei und Finnland.

Implizite Steuersätze (ITR) messen die tatsächliche durchschnittliche Abgabenbelastung der verschiedenen Arten von Einkommen oder wirtschaftlicher Aktivität, d. h. von Arbeit, Konsum und Kapital. Die ITR drücken die Gesamtsteuereinnahmen in den einzelnen Bereichen als Prozentsatz der jeweiligen möglichen Steuerbemessungsgrundlage aus.

Der ITR auf Arbeit ist das Verhältnis zwischen den auf das Arbeitnehmereinkommen erhobenen Steuern und Sozialabgaben und den Arbeitskosten. Der Zähler umfasst alle auf Einkommen aus unselbständiger Arbeit erhobenen direkten und indirekten Steuern und die Sozialbeiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber, während sich der Nenner aus den gesamten Entgelten der im Wirtschaftsgebiet beschäftigten Arbeitnehmer zuzüglich Steuern auf die Lohnsumme oder die Beschäftigtenzahl zusammensetzt. Er wird nur für unselbständige Arbeit berechnet (und enthält somit nicht die Abgabenbelastung auf soziale Transferleistungen, einschließlich Renten). Hinter dem Durchschnittswert verbirgt sich möglicherweise eine in den einzelnen Teilen der Einkommensverteilung sehr unterschiedliche Abgabenbelastung.

Der ITR auf Konsum ist das Verhältnis der Einnahmen aus Konsumsteuern zu den Konsumausgaben der privaten Haushalte im Wirtschaftsgebiet.

Der ITR auf Kapital umfasst im Zähler die Steuern auf die Einkünfte der privaten Haushalte und Kapitalgesellschaften aus Ersparnissen und Investitionen sowie die Steuern auf in früheren Perioden gebildetem Kapitalvermögen. Der Nenner des ITR auf Kapital ist ein Näherungswert für die weltweiten Kapital- und Geschäftseinkünfte der Gebietsansässigen der Mitgliedstaaten für die Zwecke der Besteuerung im jeweiligen Mitgliedstaat. Die Entwicklungen dieses ITR auf Kapital sind das Ergebnis eines weiten Spektrums von Faktoren und sollten mit Vorsicht interpretiert werden.

Alle ITR für die EU und die Eurozone werden als arithmetische Mittel berechnet
Vermögenssteuern beinhalten verschiedene Arten von Abgaben. Ein wichtige Aspekt ist die Unterscheidung zwischen wiederkehrenden Steuern auf Immobilien, normalerweise in Form von jährlichen Zahlungen durch den Besitzer, deren Höhe in gewissem Maße vom Wert der Immobilie abhängt, welche zu einem bestimmten Zeitpunkt erfasst wird und anhand eines Index periodisch neu bemessen wird; und Transaktionssteuern, die normalerweise auf den Verkauf oder die Übertragung von Vermögen anfallen (diese beinhalten nicht nur Immobilien, sondern auch Nettovermögen und andere nicht-finanzielle und finanzielle Vermögenswerte). (Eurostat: ra)
Siehe auch:
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=STAT/12/77&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en
(Eurostat: ra)


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    Der Online-Marktplatz Wish hat sich bereit erklärt, seine Preistransparenz zu erhöhen, um die EU-Verbraucherschutzvorschriften einzuhalten. Die Erklärung ist das Ergebnis eines Dialogs mit der niederländischen Behörde für Verbraucher und Märkte (ACM), die eng mit der Europäischen Kommission und dem europäischen Netz der nationalen Verbraucherschutzbehörden (CPC) zusammenarbeitet.

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