CO2-neutrale Stromerzeugung bis 2050
BDEW stellt Eckpunkte für ein energiepolitisches Konzept vor: Energiewirtschaft schlägt für Kopenhagen weltweiten Zertifikatehandel vor
Anreizsystem für Gebäudesanierung und Energiekabinett notwendig - Energiewirtschaft als "krisenfester Konjunkturmotor"
(26.06.09) - Die deutsche Energiewirtschaft hat zu einem neuen Energiebündnis von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft aufgerufen. "Wir müssen ohne ideologische Scheuklappen über die Energiepolitik der Zukunft reden. Die Energiebranche bekennt sich zu einer klimafreundlichen, sicheren und bezahlbaren Energieversorgung." Das erklärte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), im Vorfeld des BDEW-Kongresses, der am 24. und 25. Juni in Berlin stattfand. Neben knapp 1.400 Gästen waren unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Präsident der EU-Kommission José Manuel Barroso die Redner.
"Die Energiewirtschaft strebt eine CO2-neutrale Stromerzeugung bis zum Jahr 2050 an. Voraussetzung dafür ist aber, dass es stabile politische Rahmenbedingungen gibt, die Investitionen fördern und nicht blockieren", betonte BDEW-Präsident Rolf Martin Schmitz. Die Branche bekenne sich klar zum Klimaschutz und sei sich ihrer Verantwortung bewusst, zur Minderung der weltweiten Treibhausgasemissionen beizutragen. "Ein weltweit einheitlicher Handel mit CO2-Emissionszertifikaten und die Verstärkung von JI/CDM-Maßnahmen sollten im Dezember in Kopenhagen vereinbart werden", so Schmitz.
Um eine sichere, bezahlbare und gleichzeitig umweltfreundliche Energieversorgung in Deutschland zu gewährleisten, werde die Energiewirtschaft als "krisenfester Konjunkturmotor" auch weiterhin in moderne Technologien, Kraftwerke und Netze investieren. "Erneuerbare Energien gehören in das Kerngeschäft jedes Energieunternehmens in Deutschland. Neben dem konsequenten Ausbau und der Marktintegration erneuerbarer Energien werden aber auch noch über das Jahr 2020 hinaus Energieträger wie Erdgas, Kohle und Uran - wenn auch mit unterschiedlicher Bedeutung - wichtige Eckpfeiler unserer Energieversorgung bleiben", sagte Schmitz.
Für die Zukunft böten die Geschäftsfelder Energieeffizienz, Energiedienstleistungen und erneuerbaren Energien neue Chancen für die Energieunternehmen. Hildegard Müller sagte: "Die Energiewirtschaft baut neue, zukunftsfähige Geschäftsfelder aus, von denen die Kunden profitieren."
Mit zusätzlichen Angeboten für die Energieberatung und für die Errichtung oder Modernisierung von zentralen Heizungsanlagen könnten die Unternehmen zum Beispiel neue Marktfelder im Wärmemarkt erschließen. "Das Energieunternehmen der Zukunft ist für seine Kunden Dienstleister und Technologiecoach", betonte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Großes Potenzial biete zum Beispiel die Sanierung des Gebäudebestandes. Nach dem jetzigen System würden die Investitionen in diesem Bereich jedoch auf niedrigem Niveau bis 2020 verharren. "Hier sollte ein neues System wie zum Beispiel Zertifikatgutschriften Anreize setzen, um zusätzliche Potenziale zu heben", erläuterte Müller. In der aktuellen wirtschaftlichen Lage könne dies ein zusätzliches Konjunkturprogramm werden.
Technologische Innovationen werde die Energiewirtschaft weiter vorantreiben. Dazu zähle der Bau eines intelligenten Stromnetzverbundes ebenso wie die Weiterentwicklung umweltschonender Fernwärme-Technik oder neue Nutzungsmöglichkeiten für Erdgas. "Die deutsche Energiebranche wird bis zum Jahr 2020 mindestens an einer deutschen Smart-City bauen. Zudem sehen wir Potenzial für mindestens eine Million Elektrofahrzeuge auf unseren Straßen", unterstrich die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Energiepolitik stelle heute wie in Zukunft einen wichtigen Bestandteil der Wirtschaftspolitik dar. BDEW-Präsident Schmitz regte an: "Hier müssen politische Kompetenzen und Interessen künftig gebündelt werden. Eine Möglichkeit wäre mindestens die Einrichtung eines Kabinettausschusses, dem die energiepolitisch relevanten Ressorts ab der kommenden Wahlperiode als Mitglieder angehören. Seine Arbeit kann in der Folge in einem neuen, eigenständigen Bundesenergieministerium münden." (BDEW: ra)
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