Viele Produkte waren zu riskant
Anlageberatung der Banken: Noch viel Luft nach oben
Die Erfassung des Kundenstatus und dessen Risikoeinstufung gelang den Banken fast durchweg "gut"
(05.02.16) - Zwar erfüllen immer mehr Banken die Voraussetzung für eine gute Bankberatung: Sie fragen die Kunden nach dem Ziel, der gewünschten Laufzeit der Anlage und nach ihrer Risikobereitschaft. Die Geldanlagen, die sie dann anbieten, passen aber häufig nicht zum Anleger. Viele Produkte waren zu riskant, in mehreren Fällen war das Geld nicht rechtzeitig verfügbar und häufig wurden unpassende Produkte wie Bausparverträge, undurchschaubare Anlagezertifikate und Rentenversicherungen empfohlen. Nur drei von 23 Banken erhielten deshalb das Qualitätsurteil "Gut", fünf waren "ausreichend", zwei "mangelhaft". Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest in der Februar-Ausgabe ihrer Zeitschrift Finanztest. Mit einem einfachen Modellfall haben Testkunden in 160 Beratungsgesprächen die Anlageberatung von bundesweit tätigen Privatbanken, großen Genossenschaftsbanken und Sparkassen getestet.
Die Erfassung des Kundenstatus und dessen Risikoeinstufung gelang den Banken fast durchweg "gut". Auch insgesamt hat sich die Qualität der Bankberatung seit dem letzten Test vor fünf Jahren etwas verbessert. "Gut" beraten haben aber nur die Frankfurter Volksbank, die Sparda-Bank Berlin und die Nassauische Sparkasse. Das Gros der Kreditinstitute – darunter die Commerzbank, Deutsche Bank und Targobank – hat "befriedigend" abgeschnitten.
Nur "ausreichend" waren fünf Banken, darunter die Postbank, die u.a. in drei von sieben Beratungsgesprächen viel zu riskante Anlagevorschläge machte. Schlusslicht im Test wegen ihrer "mangelhaften" Beratung sind die Hannoversche Volksbank und die Hypovereinsbank. Die Hypovereinsbank empfahl öfter hauseigene und teure Produkte, die obendrein nicht zum Kundenwunsch passten. Mehrere Berater empfahlen für einen Teil des Geldes den hauseigenen geschlossenen Dachfonds. Der Fonds hat Einmalkosten von knapp 15 Prozent, jährliche Kosten von 1 Prozent und kann bestenfalls Ende 2026 gekündigt werden.
Grobe Beratungsfehler im Test sind nach Ansicht der Tester nur selten auf das Unvermögen der Berater zurückzuführen, sondern eher auf provisionsgetriebene Verkaufsvorgaben der Institute. (Stiftung Warentest: ra)
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