Sie sind hier: Home » Recht » EU & Europa » Europäisches Parlament

Vorteile & Nachteile virtueller Währungen


Die meisten Experten gaben sich bezüglich einer Ausweitung der EU-Gesetzgebung auf virtuelle Währungen zurückhaltend
Eine virtuelle Währung wie Bitcoin ermöglicht den Geldtransfer direkt von einem Konto zum anderen, ohne den Umweg über Banken oder andere Mittelsmänner

(26.02.16) - Der Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlamentes veranstaltete eine Anhörung zum Thema virtuelle Währungen, an der zahlreiche Experten teilnahmen. Gegenstand der Debatte waren die Vorteile und Nutzen virtueller Währungen wie Bitcoin sowie die Risiken und Herausforderungen, die sich daraus ergeben. Das EU-Parlament arbeitet derzeit an einem Bericht über virtuelle Währungen. Die Abstimmung im Ausschuss findet im April statt.

Wie funktioniert digitales Kryptogeld?
Eine virtuelle Währung wie Bitcoin ermöglicht den Geldtransfer direkt von einem Konto zum anderen, ohne den Umweg über Banken oder andere Mittelsmänner. Unter Einsatz einer Verschlüsselungstechnologie, einer sogenannten "Blockchain" (auf Deutsch Block-Kette), werden alle Transaktionen in einer gemeinsam verwalteten dezentralen Datenbank aufgezeichnet, um Missbrauch vorzubeugen. So wird Vertrauen zwischen Verkäufern und Käufern hergestellt. Ein Prüfprozess durch eine dritte Partei ist nicht notwendig.

Lesen Sie zum Thema "Verschlüsselung" auch: IT SecCity.de (www.itseccity.de)

Im Rahmen der Debatte betonte der deutsche EU-Abgeordnete und Berichterstatter Jakob von Weizsäcker (S&D): "Es gibt sehr viele Investoren, die ihre Hoffnungen darin setzen, dass sich eine bestimmte Anwendung dieser Technologie als Killeranwendung erweist." Und er führte weiter an: "Die Frage, die sich ergibt, ist, ob und wann es zu diesem Durchbruch kommt, beziehungsweise wie gut wir dann als Regierungen und Gesetzgeber auf diese revolutionäre Entwicklung vorbereitet sind."

Vorteile und Risiken
Zahlreiche Experten argumentierten, Transaktionen über virtuelle Währungen seien billiger, rascher, sicherer und transparenter. Primavera De Filippi, Wissenschaftlerin im Nationalen Zentrum für Wissenschaftliche Forschung in Paris, sagte, die Blockchain-Technologie könne auch als "eine Art regulierende Technologie angesehen werden, die es ermöglicht, Gesetze transparenter und effizienter umzusetzen". Das Problem, wem die Aufgabe zukomme, die Überprüfung zu kontrollieren, werde dadurch gelöst.

Virtuelle Währungen bringen auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich. "Sie schützen den Konsumenten nicht wirklich und zugleich bestehen Risiken hinsichtlich der Stabilität der Plattformen, der Preisvolatilität und klassischer Cyber-Bedrohungen wie Diebstahl, Hacking und Verluste", betonte Olivier Salles von der EU-Kommission.

Da die Transaktionen anonym vorgenommen werden können, wird Bitcoin oftmals mit illegalen Aktivitäten wie Geldwäsche und dem Handel mit verbotenen Waren in Verbindung gebracht.

"Vielmehr ist Bargeld ein anonymeres Mittel", sagte Sean Ennis, leitender Ökonom der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Register der Transaktionen seien öffentlich. Somit könne eine große Anzahl von Transaktionen analysiert werden. Ähnlich argumentierte Jeremy Millar, Partner bei Magister Advisors. Er sagte, es sei leichter, ein Verbrechen aufzudecken, für welches Bitcoin verwendet wurde, als ein solches, in dem Bargeld zum Einsatz kam. "Bitcoin ist nicht länger eine Hacker-Gemeinschaft. Es wird von großen Unternehmen betrieben,die versuchen, die existierenden Vorschriften einzuhalten."

Sind EU-Bestimmungen nötig?
Die meisten Experten gaben sich bezüglich einer Ausweitung der EU-Gesetzgebung auf virtuelle Währungen zurückhaltend.

"Eine der großen Herausforderungen ist nicht, wie rasch und wie weit wir regulieren, sondern wie wir diese sich rasch entwickelnde Technologie beobachten können", sagte Salles. Im Kontext der Terroranschläge von Paris prüfe die EU-Kommission nun, ob virtuelle Währungen reguliert werden sollten.

Laut Jeremy Millar sei eine generelle Regulierung von Bitcoin nicht gerechtfertigt. Dennoch würde Bitcoin als globales Netzwerk von einer "Harmonisierung der europäischen Regelungen" profitieren und seine Reichweite vergrößern können.

"Eine proportionale Regulierung ist sehr wünschenswert", so Doktor Thaer Sabri von der Electronic Money Association. Die Industrie unterstütze Maßnahmen gegen Finanzkriminalität.

Siân Jones, Mitbegründerin des European Digital Currency and Blockchain Technology Forum legte den EU-Abgeordneten nahe: "Falls Sie Legislativmaßnahmen vorschlagen wollen, so rate ich, diese auf die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu beschränken."

Es solle weniger über "vorbeugende Regulierung" als über "vorbeugendes Monitoring" gesprochen werden, betonte der Berichterstatter Jakob von Weizsäcker (S&D). (Europäisches Parlament: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Europäisches Parlament

  • Förderung der Nachhaltigkeit von Produkten

    Das EU-Parlament hat seine Verhandlungsposition für Gespräche mit den EU-Regierungen über ein neues Gesetz zur Förderung der Nachhaltigkeit von Produkten in der EU festgelegt. Die Abgeordneten im Plenum nahmen einen vom Ausschuss für Umwelt, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) vorbereiteten Bericht über die Überarbeitung des EU-Rahmens für Ökodesign für nachhaltige Produkte an, mit 473 Stimmen dafür, 110 dagegen und 69 Enthaltungen.

  • Länderübergreifende Geltung und Schutzgarantien

    Das EU-Parlament will Journalisten und Aktivisten in der EU besser vor unbegründeten und missbräuchlichen Klagen schützen, mit denen sie zum Schweigen gebracht werden sollen. Der im Plenum angenommene Gesetzesentwurf soll Journalistinnen und Journalisten, Medienorganisationen, Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger, Aktivistinnen und Aktivisten, Forschende und Kunstschaffende in der EU vor strategischen Klagen gegen die Beteiligung der Öffentlichkeit (SLAPPs) schützen, die darauf abzielen, sie einzuschüchtern und zu bestrafen.

  • Transparenz und Integrität

    Unverzügliche robuste Reformmaßnahmen notwendig: Im Anschluss an die vom EU-Parlament im Dezember 2022 geforderten Maßnahmen und die jüngste Entscheidung der Parlamentspräsidentin und der Fraktionsvorsitzenden, die als "notwendiger erster Schritt" bezeichnet wurde, wiederholten die Abgeordneten, dass sie "gegenüber Korruption in jeder Form und auf jeder Ebene eine Null-Toleranz-Politik" verfolgen.

  • Umgang mit nicht-personalisierten Daten

    Das EU-Datengesetz ("Data Act") soll Hindernisse beseitigen, die den Zugang von Verbraucherinnen und Verbrauchern und Unternehmen zu Daten behindern. Das fördert Innovationen. Der im Europäischen Parlament in Straßburg angenommene Gesetzesentwurf ist die Position des Parlaments für die Verhandlungen mit den EU-Staaten.

  • Soziales Sicherheitsnetz schaffen

    Die Abgeordneten des EU-Parlaments wollen die Krise der Lebenshaltungskosten mit einem neuen Gesetz zur Modernisierung und Stärkung der nationalen Mindesteinkommensregelungen in den EU-Ländern angehen. Das Plenum nahm eine Entschließung an, in der es heißt, dass eine EU-Richtlinie zu einem angemessenen Mindesteinkommen die entsprechenden Regelungen zugänglicher und effektiver machen würde. Sie würde auch sicherstellen, dass Menschen, die vom Arbeitsmarkt abwesend sind, in diesen integriert werden.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen