ESG nahm einen breiteren Raum ein
Compliance-Konferenz: Über 7500 Teilnehmer aus 140 Ländern
Neue Regulierungen für die meisten Compliance-Experten auch keine lästige Pflicht sind
"Leben wir in einer Welt, die gezwungen ist, gut zu sein?" – diese Frage stand im Mittelpunkt der virtuellen "European Compliance & Ethics Conference" (ECEC), zu der die EQS Group AG bereits zum dritten Mal eingeladen hat. Das größte Branchentreffen in Europa zeigte wieder einmal eindrucksvoll, dass Compliance, Ethik und ESG längst keine Nischenthemen mehr sind.
Über 7500 Teilnehmende verfolgten die 40 Sessions mit über 80 Speakern, in denen die großen globalen Herausforderungen, denen unsere Gesellschaft aktuell gegenübersteht, diskutiert wurden – Rekord! Das umfangreiche Programm mit Keynotes, Vorträgen, nationalen Breakout-Sessions, Interviews und einer Podiumsdiskussion, das erneut Tania Higgins moderierte, wurde in 140 Länder gestreamt, sogar aus Samoa waren erstmals Zuschauer zugeschaltet.
Achim Weick, CEO und Gründer vom Gastgeber EQS Group AG, mahnte gleich bei der Begrüßung eindringlich, dass es höchste Zeit sei zu handeln: "Wir haben enorme Schulden gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft gemacht, die wir zurückzahlen müssen. Dafür braucht es neben intrinsischer Motivation auch Transparenz und klare Regeln, wie durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und das Hinweisgeberschutzgesetz, die bald in Kraft treten." Marcus Sultzer, Mitglied des Vorstands der EQS Group AG, ist überzeugt, dass die neuen Regulierungen für die meisten Compliance-Experten auch keine lästige Pflicht sind: "Ich habe bei der ECEC gesehen, wie begeistert und engagiert sich unsere Speaker für eine integre Unternehmenskultur einsetzen. Das zeigt: Compliance macht auch Spaß."
Xavier André Justo, der einen der größten Finanzskandale der Welt aufdeckte, musste auf dramatische Art erleben, welche harten Konsequenzen Whistleblowern drohen, wenn sie vom Gesetzgeber nicht geschützt werden. "Ich bin bankrott, habe anderthalb Jahre meines Lebens mit meinem Sohn und meiner Frau verloren – und leide wegen der Entscheidung, aber ich würde es wieder so machen", erklärte der Schweizer, der 18 Monate mit 40 Mitgefangenen in einer kleinen Gefängniszelle in Thailand saß, in einem sehr emotionalen Gespräch mit dem britischen Journalisten Philip Whiteley. Justos Informationen hatten aufgedeckt, dass der malaysische Staatsfonds 1MDB regelrecht ausgeplündert wurde. Schaden: fast 5 Milliarden Dollar. Es folgte ein ungleicher Kampf gegen korrupte Milliardäre, wie es der heute in Spanien lebende Whistleblower beschreibt: "Dieser war nicht nur unfair, sondern auch unmoralisch und unethisch."
ESG: "Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei. Wir brauchen klare Regeln"
Erstmals nahm in diesem Jahr das Thema ESG (Environment, Social, Governance) einen breiteren Raum auf der ECEC ein. Den Stellenwert dieses noch recht jungen Fachgebiets verdeutlichte Ethik-Unternehmensberaterin Dr. Bettina Palazzo: "Die Toleranz für schlechtes Verhalten von Führungskräften ist dramatisch gesunken – bereits im Jahr 2018 wurden in den USA mehr Vorstände wegen ethischem Fehlverhalten entlassen als wegen schlechter Finanzergebnisse."
Die Frage, ob wir Vorschriften für eine bessere Welt brauchen, beantwortete auch Ursula Bittner von Greenpeace Österreich mit einem eindeutigen Ja: "Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei. Es ist sehr wichtig, dass die Unternehmen ihr Kerngeschäft nachhaltiger gestalten, dazu gehört neben klaren Regeln auch ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft", erklärt die Wirtschaftsexpertin, die bei ihrer Arbeit unter anderem das Greenwashing beleuchtet, also die irreführende und beschönigende Kommunikation über die eigenen Geschäfts- und Umweltpraktiken.
"ECEC Award" geht erstmals in die Schweiz: Novartis AG ausgezeichnet
Dass es bereits viele positive Beispiele für gute Unternehmensführung gibt, zeigen in jedem Jahr die zahlreichen Bewerbungen für den "ECEC Award". Erstmals ging die Auszeichnung für herausragende Compliance-Projekte in die Schweiz. Im Live-Voting entschieden sich die ECEC-Teilnehmende für die Novartis AG, die sich im Finale knapp gegen den TÜV Austria durchsetzte. Das Unternehmen konnte bereits bei der Vorauswahl die internationale Jury mit ihrer Compliance-Initiative beeindrucken. "Es ist vorbildlich, wie Novartis die Verhaltenswissenschaften einsetzt, um die psychologische Sicherheit zu fördern, die für den Aufbau einer Speak-up-Kultur unerlässlich ist", erklärte Jury-Mitglied Christian Hunt, Gründer und CEO von Human Risk. Der international anerkannte Ethik-Experte, der inzwischen zu den Stammgästen der ECEC gehört, nahm gemeinsam mit EQS-Vorstand Marcus Sultzer die Siegerehrung vor. (EQS Group: ra)
eingetragen: 15.11.22
Newsletterlauf: 30.01.23
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