Smart Grid: Deutsche Anbieter sind gefragt
Bei der Einführung der intelligenten Messstellen herrscht vor allem wegen Datenerhebung und -sicherheit Skepsis in der Bevölkerung
Verbraucher vertrauen laut Studie deutschen Energieversorgern bei Datenerhebung und -sicherheit
(16.03.16) - Laut der Deloitte-Studie "Smart Grid 2016 – Die Digitalisierung der Energiewende" bevorzugen 66 Prozent der Deutschen einen nationalen Anbieter, wenn es um Datensicherheit geht. Mehr als zwei Drittel der Haushaltskunden beziehen ihren Strom bei einem örtlichen Versorger. Aber gerade die kleinen Anbieter und Stadtwerke sehen noch große Probleme bei der verpflichtenden Einführung von Smart Metering nach dem neuen Messstellenbetriebsgesetz. Auch Verbraucher stehen der Datenerhebung und -übermittlung häufig skeptisch gegenüber. Dabei bietet die (nahezu) Echtzeitübermittlung der Verbrauchs- und Einspeisedaten auch Vorteile: Haushalte könnten Energie sparen, wenn diese bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden kann. Das gilt vor allem, wenn die intelligenten Messsysteme (iMSys) in Smart-Home-Konzepte integriert werden. 73 Prozent der Anbieter wollen solche Lösungen daher mit aufnehmen.
"Deutsche Anbieter haben einen Vertrauensvorsprung bei Verbrauchern, den sie strategisch und kommunikativ nutzen sollten. Stadtwerke können mit örtlicher Präsenz und einem direkten Ansprechpartner punkten – und das extrem hohe Sicherheitsniveau herausstellen", erklärt Andreas Herzig, Partner Energy & Resources bei Deloitte.
Smarte Verbrauchsmessung und direkte Datenübermittlung
Smart Meters, die laut Gesetz flächendeckend installiert werden sollen, sind wesentliche Grundbausteine eines intelligenten, datengetriebenen Energienetzes. Die smarten Geräte (moderne Messeinrichtungen) messen kontinuierlich den individuellen Verbrauch, senden verschlüsselte Informationen viertelstündig über ein Smart-Meter-Gateway (SMGW) an den Versorger. Damit tragen die Geräte zur Integration der Erneuerbaren Energien und damit auch (daten-)sicheren Umsetzung der Energiewende in den einzelnen Haushalten bei.
Skepsis bei Datenschutz
Bei der Einführung der intelligenten Messstellen herrscht vor allem wegen Datenerhebung und -sicherheit Skepsis in der Bevölkerung. 66 Prozent würden deshalb einen deutschen Anbieter bevorzugen (44 Prozent in jedem Fall, 22 Prozent bei vergleichbarem Angebot). Nur für 12 Prozent spielt die Herkunft des Versorgers in Bezug auf Datenschutz keine Rolle. Die Messwerte können außerdem vor dem Versenden verschlüsselt, anonymisiert und über mehrere Haushalte hinweg zusammengefasst werden. Neue Sicherheitskonzepte des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhöhen daher den Schutz der Privatsphäre und verhindern Manipulation am Zähler.
Keine einheitliche Strategie
Die Pläne der Netzbetreiber zur Umsetzung sind höchst unterschiedlich. Die 884 Netzbetreiber und damit grundzuständige Messstellenbetreiber (gMsb) in Deutschland müssen sich an die geografischen Voraussetzungen ihres Versorgungsgebiets anpassen. Die Motivation, als Smart-Meter-Gateway-Administrator (SMGA) aktiv zu werden, ist bei mittelgroßen und großen Netzbetreibern am größten. Kleine Netzbetreiber schrecken Risiken wie Koordinations- und Kapitalaufwand ab, daher wollen 43 Prozent weder allein noch in Kooperation Messstellenbetreiber bleiben.
Neue Geschäftsfelder
Vor allem die Kommunikation über ein bidirektionales Netzwerk als Voraussetzung für eine smarte Energieversorgung erschließt den Beteiligten neue Geschäftsfelder bei Technologien und Dienstleistungen. 73 Prozent der Anbieter planen konkrete Aktivitäten in den Segmenten Smart Home, dezentrale Erzeugung und Energiespeicher, während die datengetriebene Systemebene vorrangig in Konsortien umgesetzt werden soll.
"Vor allem große Anbieter scheinen neue Geschäftsfelder zu erschließen. Aber auch kleine und mittlere Betreiber erweitern gerade ihr Angebot um entsprechende Dienstleistungen. Allerdings sind Kooperationen über alle Unternehmen hinweg notwendig, um operative Herausforderungen wie Geräteverwaltung, -bewegungen und Disposition optimal zu gestalten. Hierfür ist zunächst eine Kosten-Erlös-Abschätzung sinnvoll", ergänzt Ludwig Einhellig, Leiter Smart Grid bei Deloitte. (Deloitte: ra)
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