Wall Street Journal schießt gegen Kleinfeld
Mit der Headline: "Die Vergangenheit des Siemens CEO kann eine Säuberung verhindern" argumentiert "The Wall Street Journal" gegen einen Verbleib von Kleinfeld als Siemens-Chef
Wenn Kleinfeld wirklich an einem Neuanfang bei Siemens interessiert ist, sollte er als Vorstandsvorsitzender zurücktreten
(25.04.07) – Als Ende letzten Jahres der Korruptionsskandal bei Siemens ausbrach, habe Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld die Gelegenheit beim Schopf gegriffen und sich als "jugendlicher Reformer" platziert, wild entschlossen, Europas größten Technik-Konzern von Grund auf zu reinigen. Doch seine Vergangenheit in vielen Siemens-Chefposten, seine US-Vergangenheit inklusive, könnte exakt diese Bemühungen "verkomplizieren". Das meint das "The Wall Street Journal" (WSJ) in einem durch Dow Jones Anfang der Woche verbreiteten Artikel.
Die Autoren räumen ein, es gäbe zwar keine Beweise gegen Kleinfeld. Jedoch hätten zu Kleinfelds übergeordnetem Verantwortungsbereich diverse Geschäftseinheiten gehört, die derzeit mit "Bestechungsbehauptungen ringen". Auch habe der Rücktritt von Heinrich von Pierer die Situation für Kleinfeld eher verschlechtert als verbessert. So sei bisher von Pierer, Siemens-Vorstandschef von 1992 bis 2005, das Hauptziel aller Kritiker gewesen. Mit dem Abgang von Herrn von Pierer riskiere Kleinfeld jedoch, der Fokus eines "gesteigerten öffentlichen Aufschreis in Deutschland" zu werden. Man werde jetzt ihn für alle kriminellen Aktivitäten im Unternehmen verantwortlich machen.
The Wall Street Journal weist auf die heutige Siemens-Aufsichtsratssitzung hin, auf der die Vertragsverlängerung von Klaus Kleinfeld zur Debatte steht. Das Blatt zitiert Dieter Scheitor, Arbeitnehmervertreter im Siemens-Aufsichtsrat. Dieser habe gegenüber dem Blatt darauf aufmerksam gemacht, dass die Arbeitnehmerseite bisher noch nicht entschieden habe, für eine Vertragsverlängerung mit Kleinfeld zu stimmen.
Der Aufsichtsrat der Siemens AG umfasst 20 Mitglieder. Er ist gemäß dem deutschen Mitbestimmungsgesetz zu gleichen Teilen mit Aktionärs- und Arbeitnehmervertretern (davon 2-3 betriebsfremde Gewerkschaftsvertreter) besetzt. Bei Pattsituationen hat der Vorsitzende (ein Aktionärsvertreter) ein Doppelstimmrecht, so dass sich die Aktionäre mit der 11. Stimme des Vorsitzenden durchsetzen können. Obwohl die Zahlen bei Siemens stimmen, sehe man intern Kleinfeld nicht als geeigneten Mann für einen Neuanfang an.
Das Blatt zitiert als externes Gewissen Uwe Dolata, anerkannter Korruptionsexperte und Sprecher des Landesverbandes Bayern im Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), mit den Worten: "Wenn Kleinfeld der Siemens wirklichen einen Neuanfang erlauben will, dann sollte er zurücktreten."
Kleinfeld, der 1987 zu Siemens stieß, arbeitete für Siemens USA in New York von 2001 bis 2003. The Wall Street Journal verweist auf Korruptionsvorwürfe, die das US-Business von Siemens zwischen 2001 und 2004 betreffen und bei denen es insgesamt um 80 Millionen Dollar geht. Siemens habe zwar auf Anfrage mitgeteilt, das Kleinfeld mit diesen Vorwürfen nicht direkt in Verbindung gebracht werden könne, der Artikel des WSJ gibt sich jedoch keine übermäßige Mühe, die Glaubwürdigkeit Kleinfelds zu betonen.
Im Gegenteil: Das WSJ wiederholt Anklagepunkte, die das Blatt schon im Januar veröffentlicht hatte und die Kleinfeld auch in Deutschland mit Korruption, Schmiergeld und Schwarzgeld bringen: Der frühere Siemens-Konzernmanager Michael Kutschenreuter habe ausgesagt, er habe Anfang 2004 Kleinfeld und von Pierer über Bestechungszahlungen Zahlungen informiert. Das US-Wirtschaftsblatt stützt sich auf schriftliche Zeugenaussagen.
(WSJ, Siemens: ra)
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