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Mittelstand: Die Scheu vor Basel II


Mittelständische Unternehmen gehen locker mit Basel II-Compliance um: Vorschriften vielerorts noch nicht umgesetzt
Unternehmensweite Einführung der Basel II-Richtlinien hinkt dem Zeitplan hinterher

(09.01.07) - Hexaware Technologies warnt vor allem mittelständische Unternehmen davor, die viel diskutierten Auswirkungen von Basel II auf die leichte Schulter zu nehmen. Angesichts des durch das Bundeskabinett verabschiedeten Gesetzes zur Umsetzung der Banken- und Kapitaladäquanz-Richtlinie in deutsches Recht stehen viele kleine und mittlere Unternehmen vor einem ganzen Berg an Aufgaben, die vielerorts noch nicht einmal ansatzweise in Angriff genommen worden sind. Eine Schlüsselrolle kommt der Absicherung aller Risiken zu, die mit Informationstechnologie (IT) verbunden sind.

"Um den gesetzlichen Anforderungen ab 1. Januar 2007 zu entsprechen, müssen die Unternehmen nachweisbar ein aktives IT-Risikomanagement betreiben", betonte General Manager Gerrit Hermes, bei Hexaware verantwortlich für den gesamten deutschsprachigen Raum. "Wichtige IT-Systeme sollten redundant vorhanden und die Verfügbarkeit der Systeme garantiert sein. Das Spektrum reicht von der Absicherung der Stromversorgung bis zur regelmäßigen Datensicherung", nennt Hermes konkrete Beispiele für Maßnahmen, die in der betrieblichen Praxis häufig vernachlässigt werden.

Unzureichend ist nach Erkenntnissen der Berater in vielen Unternehmen auch der Schutz vor Angriffen auf die IT-Systeme, und zwar sowohl von innen durch eigene Mitarbeiter als auch von außen etwa durch Hacker und Industriespionage. In den meisten Firmen fehlten zudem Notfallpläne bei einem Ausfall der Informationstechnologie. "Wenn es in einem Unternehmen zum IT-Ausfall kommt und dadurch ein wirtschaftlicher Schaden entsteht, haftet das Topmanagement persönlich, sofern keine ausreichenden Schutzmaßnahmen getroffen wurden", umreißt Hermes die Rechtslage.

Seit dem 1. Januar 2007 müssen die Banken diese Risiken im Rahmen von Kreditprüfungen bewerten, so dass diese einen unmittelbaren Einfluss auf die Kreditvergabe und die Kreditzinsen haben werden. "Unternehmen, die in den nächsten Monaten das Thema Sicherheit nicht in den Griff bekommen, werden mit schlechteren Kreditkonditionen rechnen müssen", ist sich Hermes sicher. Lediglich Firmenkleinkredite von unter einer Million Euro unterliegen auch künftig nicht den strengen Anforderungen gemäß Basel II.

Basel II - Eine Herausforderung für Datenmanagement und Business Intelligence

Mit den neuen Eigenkapitalvorschriften wird das Risikomanagement der Banken insofern neu definiert, indem Anreize für die Verwendung fortschrittlicher Methoden geschaffen werden. Darüber hinaus sind neue Risikokategorien wie operationelle Risiken aus dem Schattendasein ins Rampenlicht gerückt. Die Banken implementieren darüber hinaus zunehmend komplexe Risikobewertungsmodelle, die eine gleichzeitige Analyse verschiedener Risikoarten ermöglichen.

Die Aufsichtsbehörden wiederum forcieren derzeit die Einführung weltweit einheitlicher Standards für das Risikomanagement. Insgesamt spiegelt dies einen Wandel in der kollektiven Einstellung der Banken zum Risikomanagement wider. Von der Art und Komplexität der neuen Basel-II-Vorschriften aus technischer Sicht haben die meisten jedoch nur eine diffuse Vorstellung.

Aufgrund des universalistischen Charakters der Vereinbarung ist Basel II wahrscheinlich sogar mehr eine Herausforderung für das Daten- als das Risikomanagement. Dies wird besonders klar, wenn Analytiker die in Säule II (Bankaufsichtlicher Überprüfungsprozess) und III (Erweiterte Offenlegung) des Basel II-Akkords enthaltenen Anforderungen im Hinblick auf die Historisierung der Daten, die Modellentwicklung sowie Monitoring- und Reporting-Fähigkeiten studieren. Außerdem sind die Auswirkungen für eine Bank, die über mehrere Geschäftsbereiche hinweg in mehreren Ländern und Rechtsordnungen tätig ist, extrem komplex. Der Prozess der Eigenkapitalberechnung nimmt einfach Dimensionen an, die selbst für Risikoexperten kaum noch zu durchschauen sind. (Hexaware: ra)


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Meldungen: Markt-Nachrichten

  • Massiver Datenschutzverstoß

    Vierzehn Menschenrechts- und Digitalrechtsorganisationen - darunter auch die Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V. (DVD) - starteten, koordiniert von Liberties, die Kampagne #StopSpyingOnUs, indem sie gleichzeitig in neun EU-Ländern bei ihren nationalen Datenschutz-Aufsichtsbehörden Beschwerden gegen illegale Verfahren der verhaltensorientierten Werbung einreichen. Zu den Ländern, die an der Kampagne teilnehmen, gehören Deutschland, Belgien, Italien, Frankreich, Estland, Bulgarien, Ungarn, Slowenien und die Tschechische Republik. Dies ist die dritte Welle einer Kampagne, die 2018 begann. Die ersten Beschwerden wurden bei den britischen und irischen Datenschutzbehörden eingereicht.

  • Tausende Briefkastengesellschaften vorgehalten

    Seit drei Jahren ermittelt das Bundeskriminalamt im Auftrag der Staatsanwaltschaft München I wegen des Verdachts der Geldwäsche gegen insgesamt drei Beschuldigte. Ab 18.02.2019 erfolgte die gleichzeitige Beschlagnahme von vier Immobilien in Schwalbach am Taunus, Nürnberg, Regensburg und Mühldorf am Inn im Gesamtwert von rund 40 Millionen Euro. Daneben wurde ein Konto bei einer Bank in Lettland mit einem erwarteten Guthaben in Höhe von ca. 1,2 Millionen Euro beschlagnahmt, welches aus der Veräußerung einer weiteren Immobilie in Chemnitz herrührt. Zusätzlich wurde die vorläufige Sicherung von Kontoguthaben bei diversen Banken in Deutschland auf der Grundlage von Vermögensarresten in Höhe von ca. 6,7 Millionen Euro bei zwei beteiligten Immobiliengesellschaften in Deutschland veranlasst.

  • Korruption: Dunkelfeld weiterhin sehr groß

    Das Bundeskriminalamt (BKA) hat 2017 einen Rückgang der Korruptionsstraftaten registriert. Wie aus dem veröffentlichten Bundeslagebild Korruption hervorgeht, nahm die Zahl dieser Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf 4.894 ab. Damit wurde 2017 die niedrigste Anzahl von Korruptionsstraftaten seit fünf Jahren gemeldet. Das BKA führt diese Entwicklung unter anderem auf etablierte Compliance-Strukturen in Unternehmen und Behörden sowie auf die damit verbundene Sensibilisierung der Mitarbeiter zurück. Einen Grund zur Entwarnung liefern die Zahlen indes nicht: Nur ein Teil aller begangenen Korruptionsstraftaten wird polizeilich bekannt. Das Dunkelfeld wird weiterhin als sehr groß eingeschätzt.

  • Organisierte Kriminalität ist transnational

    "Die Organisierte Kriminalität hat viele Gesichter und Betätigungsfelder. Damit ist und bleibt das Bedrohungs- und Schadenspotential, das von Organisierter Kriminalität ausgeht, unverändert hoch", so BKA-Präsident Holger Münch bei der heutigen Pressekonferenz im BKA-Wiesbaden zur Vorstellung des Lagebildes Organisierte Kriminalität 2017. Die Gesamtzahl der Ermittlungsverfahren gegen Gruppierungen der Organisierten Kriminalität liegt auf unverändert hohem Niveau: 2017 wurden 572 OK-Verfahren registriert (2016: 563). Rund 1/3 der OK-Gruppierungen ist im Bereich der Rauschgiftkriminalität (36,2 Prozent) aktiv. Damit ist und bleibt Drogenhandel das Hauptbetätigungsfeld von OK-Gruppierungen, gefolgt von Eigentumskriminalität (16,4 Prozent). An dritter Stelle findet sich Wirtschaftskriminalität (11,0 Prozent). Der polizeilich erfasste Schaden lag 2017 bei rund 210 Millionen Euro (2016: rund 1 Mrd. Euro).

  • Finanzermittlungen der Ermittlungsbehörden

    Der FIU-Jahresbericht für das Jahr 2016 verzeichnet mit rund 40 Prozent die höchste Steigerungsrate an Geldwäscheverdachtsmeldungen innerhalb der letzten 15 Jahre. Insgesamt 40.690 (2015: 29.108) Verdachtsmeldungen nach dem Geldwäschegesetz wurden an die FIU übermittelt, der Großteil davon von den Kreditinstituten. Mit 38 Prozent (2015: 32 Prozent) sind die meisten Bezüge zum Deliktsbereich Betrug festgestellt worden. Darunter fallen zum Beispiel auch der Warenbetrug über das Internet und der CEO-Fraud. Durch die Erkenntnisse, die direkt aus den Verdachtsmeldungen gewonnen werden konnten und den anschließenden verfahrensunabhängigen Finanzermittlungen stellten die Ermittlungsbehörden insgesamt Vermögenswerte von rund 69, 8 Millionen Euro sicher. Das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr.

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