Compliance und IT-Sicherheit
Compliance-Anforderungen werden im Rahmen aktueller Projekte nur teilweise in die notwendigen Security-Maßnahmen umgesetzt
Zusammenhang zwischen Compliance und IT-Sicherheit für Mehrheit der Unternehmen noch unklar
(23.02.07) - "Compliance" hat sich in jüngster Vergangenheit zum Modebegriff entwickelt. Anwenderunternehmen stehen heute vor einer Vielfalt an branchenübergreifenden und branchenspezifischen rechtlichen Regelungen, müssen aber auch rechtlich nicht bindende Standards, Referenzmodelle und Richtlinien berücksichtigen. Compliance-Anforderungen spielen auch im Security-Umfeld eine wichtige Rolle. Die Verantwortlichen für IT-Sicherheit befinden sich derzeit aber noch in einer "Orientierungsphase", meint die Experton Group.
Allen negativen Szenarien zum Trotz sind konkrete Folgen bei der Nichteinhaltung von Regularien bislang eher selten oder werden zumindest ungern der Öffentlichkeit preisgegeben. Dennoch zeigen aktuelle Analysen der Experton Group bei Anwenderunternehmen in Deutschland, dass immerhin mehr als jedes zehnte Unternehmen wiederum mindestens ein Unternehmen der eigenen Branche kennt, das durch einen Verstoß gegen relevante Regelungen mit Sanktionen oder mit Strafen belegt wurde.
Mit Blick auf das eigene Unternehmen wird allerdings noch eher zögerlich agiert, d.h. die Compliance-Anforderungen werden im Rahmen aktueller Projekte nur teilweise in die notwendigen Security-Maßnahmen umgesetzt. Dabei handelt es sich vor allem um die Umsetzung der Anforderungen des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG, 37 Prozent der Unternehmen), mit deutlichem Abstand gefolgt von Basel II (21 Prozent) und dem Sarbanes-Oxley Act (SOX, 10 Prozent). Auch weitere, oftmals branchenspezifische Regelungen wie MARisk aus dem Finanzsektor oder das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) spielen eine Rolle. Dabei werden die Regelungen auf technischer Seite vor allem mittels Lösungen für Virenschutz, Identity Management und die digitale Signatur sowie durch Maßnahmen für Business Continuity und Disaster Recovery umgesetzt.
Einsatz von IT-Security-Produkten
Die Herausforderung mit Blick auf Compliance liegt in der Umsetzung eher allgemein gehaltener Anforderungen in die IT des Unternehmens, das heißt der Erkennung von Risiken, die sich im Zusammenhang mit der Implementierung und dem Betrieb der IT-Infrastruktur ergeben. "Während das Bundesdatenschutzgesetz sehr konkrete Vorgaben mit Blick auf IT-Sicherheit enthält, ist beispielsweise Basel II hier wesentlich weniger greifbar, und die Furcht vor den Folgen bei Verstößen hält sich zumindest im Kreise der IT-Security-Entscheider in Grenzen", meint Wolfram Funk, Senior Advisor bei der Experton Group. "Vieles deutet aber darauf hin, dass sowohl die Compliance-Anforderungen in Europa als auch das Bewusstsein der deutschen Unternehmen künftig zunehmen werden."
Von den Regulatorien profitieren zunächst die Anbieter von Security-Lösungen, und Dienstleister im Security-Umfeld erfahren eine verstärkte Nachfrage nach Services wie Schwachstellen-Audits sowie Security-Strategie- und Prozessberatung, beispielsweise Risikoanalysen, Business Continuity Planning oder "Compliance Checks".
Aber auch die Anwenderunternehmen sollten Compliance als Chance begreifen. "Als Motivation darf nicht nur die Furcht vor Sanktionen bei Verstößen im Vordergrund stehen", gibt Wolfram Funk zu bedenken. "Es sollten auch Synergieeffekte mit Sicherheitsaufgaben, die ohnehin zu adressieren sind, realisiert werden".
Die Experton Group empfiehlt IT-Verantwortlichen, sich zunächst gemeinsam mit dem Management, der Rechtsabteilung, dem Datenschutzbeauftragten und gegebenenfalls den Fachabteilungen einen Überblick zu verschaffen und die weltweit relevanten Regelungen zu identifizieren. Weitere Schritte sind das Aufsetzen von Kommunikationsprozessen und Audits sowie die Abbildung der spezifischen Anforderungen in konkrete IT-Aktivitäten. (Experton: ra)
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