Sie sind hier: Home » Recht » EU & Europa » Europäisches Parlament

Libor- und Euribor-Affäre


Finanzmarkt-Compliance: Regeln für finanzielle Benchmarks
Benchmarks: Vertrauen in die Finanzmärkte wiederherstellen

(11.05.16) - Eine Benchmark ist ein Vergleichsindex oder ein Indikator zur Bepreisung von Finanzinstrumenten beziehungsweise zur Messung der Performance von Investmentfonds. Wie Finanzskandale wie die Libor- und Euribor-Affären jedoch gezeigt haben, können diese Benchmarks leicht manipuliert werden. Der Wirtschafts- und Währungsausschuss stimmte über neue Regeln ab, die die Transparenz der in der EU verwendeten Indizes sicherstellen sollen.

Was sind Benchmarks?
Libor und Euribor sind Zinsindizes (Benchmarks) auf dem Gebiet von Geldmarktkrediten. Während sich Interbankenkredite auf dem Londoner Geldmarkt am Libor (London Interbank Offered Rate) orientieren, bezieht sich der Euribor (Euro Interbank Offered Rate) auf die Eurozone. Benchmarks wie Libor und Euribor sowie der Gold- und der Ölpreis oder Wechselkurse (Euro zu US-Dollar oder Britisches Pfund zu US-Dollar) werden in Finanz- und Handelsverträgen oft als Referenz genutzt. So kann zum Beispiel ein Hypothekenzins auf Basis der Euribor-Rate inklusive einem bestimmten Aufschlag (Prämie) festgelegt werden.

Zugleich ist der Wert von Finanzderivaten sehr eng an Benchmarks gebunden. Unter Derivaten sind Finanzinstrumente zu verstehen, mit denen man auf die Entwicklung von Preisen, Kursen oder Indizes wetten kann. Die Benchmarks sind hierbei ausschlaggebend, ob Investoren, vor allem Banken, dabei Geld verdienen oder verlieren.

Benchmarks müssen verlässlich und neutral sein. Um das Marktvertrauen zu erhalten, ist es aus diesem Grund wichtig, sie so gut wie möglich vor Manipulation zu schützen. Oft beeinflussen jedoch wenige Marktteilnehmer die Benchmarks.

Konsequenzen des Skandals zum Libor und Euribor
Im Dezember 2013 untersuchten bereits Behörden in Europa und den USA die Manipulation von Libor und Euribor. Die Europäische Kommission verhängte damals insgesamt Geldbußen im Wert von 1,7 Milliarden Euro an acht Banken. Die Finanzinstitute hatten sich abgesprochen, um Libor und Euribor zu beeinflussen. 2014 wurden weitere Banken für ähnliche Vergehen bestraft.

Die Banken manipulierten die Referenzsätze, um bei ihren Investments, die an diese Benchmarks gebunden waren, ihre Gewinne zu steigern oder ihre Verluste zu verringern. Den Preis dieser Manipulation zahlten Unternehmen und Pensionsfonds. Gleichzeitig konnten die Banken dadurch gesünder erscheinen, als sie in Wirklichkeit waren. Kostspielige Banken-Rekapitalisierungen wurden abgewendet beziehungsweise ein regulatorisches Eingreifen vermieden.

Neue Regeln
Die niederländische Berichterstatterin Cora van Nieuwenhuizen (ALDE) sagt über die neuen Regeln, dass sie ein wichtiger Schritt seien, um sicherzustellen, dass Benchmarks in Zukunft robust und akkurat sind.

Die neue Verordnung sieht die Einführung von drei Kategorien von Benchmarks mit strengen Bestimmungen für systemrelevante wichtige Benchmarks (Libor & Euribor) vor. Benchmark-Administratoren müssten von einer zuständigen Behörde autorisiert oder registriert werden, selbst wenn es sich um "nicht-signifikante" Benchmarks handelt. Die zur Ermittlung der Benchmarks herangezogenen Daten müssten zudem klaren Qualitätsstandards entsprechen. Administratoren kritischer Benchmarks müssten des Weiteren organisatorische Regelungen für die Vermeidung von Interessenkonflikten festlegen.

Die Lehren aus dem Libor-Skandal ziehen
Abgeordnete sprechen sich im Zuge des Libor-Skandals für Maßnahmen aus, die die Verlässlichkeit von Preis-Richtwerten für Kredite, Hypotheken und Finanzgeschäfte garantiere. (Europäisches Parlament: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Europäisches Parlament

  • Förderung der Nachhaltigkeit von Produkten

    Das EU-Parlament hat seine Verhandlungsposition für Gespräche mit den EU-Regierungen über ein neues Gesetz zur Förderung der Nachhaltigkeit von Produkten in der EU festgelegt. Die Abgeordneten im Plenum nahmen einen vom Ausschuss für Umwelt, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) vorbereiteten Bericht über die Überarbeitung des EU-Rahmens für Ökodesign für nachhaltige Produkte an, mit 473 Stimmen dafür, 110 dagegen und 69 Enthaltungen.

  • Länderübergreifende Geltung und Schutzgarantien

    Das EU-Parlament will Journalisten und Aktivisten in der EU besser vor unbegründeten und missbräuchlichen Klagen schützen, mit denen sie zum Schweigen gebracht werden sollen. Der im Plenum angenommene Gesetzesentwurf soll Journalistinnen und Journalisten, Medienorganisationen, Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger, Aktivistinnen und Aktivisten, Forschende und Kunstschaffende in der EU vor strategischen Klagen gegen die Beteiligung der Öffentlichkeit (SLAPPs) schützen, die darauf abzielen, sie einzuschüchtern und zu bestrafen.

  • Transparenz und Integrität

    Unverzügliche robuste Reformmaßnahmen notwendig: Im Anschluss an die vom EU-Parlament im Dezember 2022 geforderten Maßnahmen und die jüngste Entscheidung der Parlamentspräsidentin und der Fraktionsvorsitzenden, die als "notwendiger erster Schritt" bezeichnet wurde, wiederholten die Abgeordneten, dass sie "gegenüber Korruption in jeder Form und auf jeder Ebene eine Null-Toleranz-Politik" verfolgen.

  • Umgang mit nicht-personalisierten Daten

    Das EU-Datengesetz ("Data Act") soll Hindernisse beseitigen, die den Zugang von Verbraucherinnen und Verbrauchern und Unternehmen zu Daten behindern. Das fördert Innovationen. Der im Europäischen Parlament in Straßburg angenommene Gesetzesentwurf ist die Position des Parlaments für die Verhandlungen mit den EU-Staaten.

  • Soziales Sicherheitsnetz schaffen

    Die Abgeordneten des EU-Parlaments wollen die Krise der Lebenshaltungskosten mit einem neuen Gesetz zur Modernisierung und Stärkung der nationalen Mindesteinkommensregelungen in den EU-Ländern angehen. Das Plenum nahm eine Entschließung an, in der es heißt, dass eine EU-Richtlinie zu einem angemessenen Mindesteinkommen die entsprechenden Regelungen zugänglicher und effektiver machen würde. Sie würde auch sicherstellen, dass Menschen, die vom Arbeitsmarkt abwesend sind, in diesen integriert werden.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen