Ungarisches Mediengesetz im Fokus


Ungarisches Mediengesetz wird derzeit von der EU-Kommission auf seine Vereinbarkeit mit EU-Recht geprüft
Mediengesetz in Ungarn sei nur ein Teil einer größeren Bewegung, die derzeit in Ungarn stattfinde - Politischer Umbau im Gange, der insbesondere die kleineren Parteien benachteilige


(26.01.11) - "Die Pressefreiheit ist ein fundamentales Thema unseres Selbstverständnisses. Das muss man auch seinen Freunden gegenüber artikulieren können", sagte Werner Hoyer, Staatsminister im Auswärtigen Amt, während der Unterrichtung durch die Bundesregierung über die Schwerpunkte der ungarischen Ratspräsidentschaft anlässlich der 29. Sitzung des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union.

Damit nahm Hoyer Bezug auf das umstrittene ungarische Mediengesetz, das derzeit von der EU-Kommission auf seine Vereinbarkeit mit EU-Recht geprüft wird. "Unsere ungarischen Freunde begehen möglicherweise einen Fehler und sollten das nochmals überdenken", sagte Hoyer, der gleichzeitig die Befürchtung äußerte, die Ungarn könnten in dieser Frage eine "Wagenburgmentalität" annehmen.

Diese würde weder ihrer Ratspräsidentschaft noch ihrem Land gut tun. Im Rahmen ihrer Prüfung werde die EU-Kommission bald ihre entsprechenden Fragen an Ungarn stellen. "Wichtig in der Thematik ist vor allem, die Dimensionen zu sehen", mahnte Hoyer. Es gehe auch um Fragen des Primärrechts, daher gelte es, umso sorgfältiger vorzugehen, “um kein Porzellan zu zerschlagen."

Thomas Dörflinger (CDU/CSU) betonte, die Unionsfraktion unterstütze die kritischen Bemerkungen des Staatsministers zum ungarischen Mediengesetz. Vergleiche mit dem kürzlich wieder gewählten weißrussischen Staatsoberhaupt Alexandar Lukaschenko, der in vielen westlichen Ländern als undemokratisch gilt, seien jedoch der Sache nicht zuträglich.

Demgegenüber äußerte Michael Roth (SPD) scharfe Kritik an den Koalitionsfraktionen und warf seinem Vorredner vor, seine Fraktion habe das Angebot der SPD-Fraktion, einen gemeinsamen Antrag in dieser Frage in den Bundestag einzubringen, aus parteipolitischen Gründen abgelehnt. Angesichts der "wochenlangen Zurückhaltung der Bundesregierung zu diesem Thema", habe sich die Fraktion ebenfalls zurückgehalten. "Ihnen ist das parteipolitische Hemd näher als diese fundamentalen Freiheitsrechte", kritisierte Roth.

Michael Georg Link (FDP) sagte, seine Fraktion halte diese Debatte für eine Schaufensterdebatte. Es sei bereits mit dem ungarischen Premierminister Victor Orbán im Europäischen Parlament hierüber diskutiert worden. Nun gelte es, in der Sache aktiv zu werden und einen entsprechenden Antrag vorzubereiten.

Weitaus kritischer sah Manuel Sarrazin (Bündnis 90/ Die Grünen) die Debatte. "Auch wenn wir dankbar sind für den Beitrag der Ungarn zur deutschen Wiedervereinigung, ist Kritik in dieser Frage dennoch angebracht", sagte Sarrazin. Zumal das umstrittene Mediengesetz nur ein Teil einer größeren Bewegung sei, die derzeit in Ungarn stattfinde. Es sei ein politischer Umbau im Gange, der insbesondere die kleineren Parteien benachteilige. "Wir sollten sehr aufmerksam sein", betonte Sarrazin.

Dr. Diether Dehm von der Linksfraktion regte darüber hinaus an, sich auch einmal ausführlicher mit der Absicht der Ungarn zu beschäftigen, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs geschlossenen Pariser Vorortverträge neu zu verhandeln. (Deutscher Bundestag: ra)

Lesen Sie auch:
Beschränkung der Pressefreiheit in Ungarn


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Risikostrukturausgleich der Krankenkassen

    Verschiedene gesetzliche Initiativen der vergangenen Jahre zielen nach Angaben der Bundesregierung darauf ab, unzulässige Einflussnahmen auf die Datengrundlagen des Risikostrukturausgleichs (RSA) der Krankenkassen zu verhindern und die Manipulationsresistenz des RSA zu stärken. Zuletzt sei mit dem "Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetz" (GKV-FKG) 2020 die sogenannte Manipulationsbremse eingeführt worden, heißt es in der Antwort (20/14678) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/14442) der Unionsfraktion.

  • Souveräne Dateninfrastruktur

    Die Bundesregierung strebt eine effiziente, wirtschafts- und innovationsfreundliche Umsetzungsstruktur der europäischen KI-Verordnung an, die knappe Ressourcen klug einsetzt. Das antwortet die Bundesregierung (20/14421) der AfD-Fraktion auf eine Kleine Anfrage (20/14109).

  • FDP legt Gesetzentwurf für flexibleres Stromsystem

    Die FDP-Fraktion hat den Entwurf eines Gesetzes (20/14705) zur "Integration von Photovoltaik- und anderen Erneuerbare-Energien-Anlagen in den Strommarkt und zur Vermeidung solarstrombedingter Netznotfall-Maßnahmen" vorgelegt. Er soll einerseits der Umsetzung der "Wachstumsinitiative der damaligen Bundesregierung vom Juli 2024 dienen.

  • Fairer Wettbewerb im digitalen Sektor

    Bis zum 5. Dezember 2024 haben die Koordinierungsstelle für digitale Dienste in der Bundesnetzagentur (BNetzA) 747 Eingänge von Beschwerden erreicht. Bereinigt um Irrläufer und Spam seien 703 konkrete Beschwerden zu möglichen Verstößen gegen den Digital Services Act (DSA) eingelegt worden.

  • Provisionsverbot noch nicht absehbar

    Ob beziehungsweise inwieweit im Zuge der nationalen Umsetzung der EU-Kleinanlegerstrategie national Maßnahmen ergriffen werden könnten, um Provisionen für den Abschluss von Versicherungsverträgen zu verbieten oder zu deckeln, ist noch nicht absehbar. Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort (20/14411) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (20/14172) weiter mitteilt, haben die Trilogverhandlungen auf europäischer Ebene noch nicht begonnen.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen