Compliance im Gesundheitswesen


Strukturelle Schwachstellen und Einfallstore für Korruption in der Pflege
Transparency Deutschland fordert bessere Kontrollen und mehr Transparenz im Pflegebereich



Transparency International Deutschland e.V. fordert bessere Kontrollmechanismen bei ambulanten Pflegediensten, transparentere Abrechnungssysteme und strengere Regeln bei der Vergabe von Leistungen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Enthüllungen zum systematischen Betrug bei Pflegediensten weist Transparency Deutschland erneut auf strukturelle Schwachstellen und Einfallstore für Korruption in der Pflege hin. Bereits 2013 hat Transparency Deutschland mit einer Studie auf die Korruptionsanfälligkeit der Strukturen im Pflegebereich aufmerksam gemacht.

"Wir erwarten vom Gesetzgeber, dass der Staat die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen vor Betrügereien schützt und die Rahmenbedingungen für transparente und nachvollziehbare Pflegeleistungen schafft ", so Christoph Jaschke, Leiter der Arbeitsgruppe Pflege und Betreuung von Transparency Deutschland. Eine für Interessenkonflikte anfällige Struktur und ein komplexes Abrechnungssystem führen zur Intransparenz gegenüber den Beitragszahlern und begünstigen zunehmend auch die organisierte Kriminalität. Es entstehen Schäden in Milliardenhöhe – und das auf Kosten der oft schwerstpflegebedürftigen Menschen.

Stärkung der Kontrollbefugnisse des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherungen
Unangemeldete regelmäßige Prüfungen durch die privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen müssen routinemäßig eingerichtet werden, damit Abrechnungen und Dienstpläne nicht manipuliert werden können, fordern die Experten von Transparency Deutschland. Neben der Prüfung der Pflegequalität gilt es insbesondere, die Mittelverwendung zu prüfen. Ein besserer Austausch von Informationen zwischen Finanzämtern und den Stellen zur Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen bei den Krankenkassen muss umgesetzt werden.

Einführung eines Registers über Betrug und Missbrauchsfälle
Ein deutschlandweites Register über Betrug und Missbrauch im ambulanten und stationären Bereich muss eingeführt werden, damit Verstöße systematisch dokumentiert werden. Transparency Deutschland fordert zudem eine Verschärfung der Sanktionsmöglichkeiten bei Regelverstößen.

Offenlegung von Interessenkonflikten bei der Entlassung aus der Klinik
Ein Einfallstor für Korruption ist die Entlassung der Pflegebedürftigen aus der Klinik. Die Kliniken stehen unter wirtschaftlichem Druck und müssen schnell entlassen. Betroffene und Angehörige brauchen deshalb in vielen Fällen schnellstmöglich häusliche Pflege. Unter dem Deckmantel eines "Case-Managements " werden sie gegen Bezahlung an Pflegedienste vermittelt, ungeachtet der Qualität ihrer Arbeit und der Qualifizierung der Mitarbeiter.

Transparency Deutschland fordert vor diesem Hintergrund mehr Transparenz und klare Regeln für die Vergabe von Aufträgen bei der Entlassung der Pflegebedürftigen in die häusliche Pflege. Der Gesetzgeber muss darüber hinaus generell prüfen, ob Krankenhausträger als Gesellschafter ambulanter Leistungserbringer (Sanitätshäuser, Pflegedienste) zulässig sind, da hier unter Umständen erhebliche Interessenkonflikte vorliegen.

Verbesserung von Hinweisgeberschutz
Hinweise über Betrugsfälle und Regelverstöße kommen größtenteils aus den Reihen der Betroffenen, Angehörigen oder Pflegekräfte. Diese befinden sich in vielen Fällen oft in einer schwierigen persönlichen Situation und riskieren mit der Veröffentlichung von Missständen viel. Es muss sichergestellt werden, dass Hinweisgeber geschützt sind und eine kontinuierliche Versorgung der Pflegebedürftigen in jedem Fall gewährleistet wird. (Transparency: ra)

eingetragen: 25.04.16
Home & Newsletterlauf: 17.05.16

Transparency International: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • EBA-Leitlinien zu ESG-Risiken

    Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA hat am 9. Januar 2025 die finalen Leitlinien zum Management von ESG-Risiken veröffentlicht. Sie sind ab 11. Januar 2026 anzuwenden. Kleine und nicht-komplexe Kreditinstitute, sogenannte SNCIs, haben eine ein Jahr längere Umsetzungszeit. Banken und Sparkassen arbeiten seit langem intensiv daran, steuerungsrelevante Methoden zum Management von ESG-Risiken zu entwickeln.

  • Wegfall der Rechtskreistrennung

    Parallel zu zahlreichen Neuerungen in der Wirtschaft hat der Gesetzgeber auch in der Lohnabrechnung wieder viele Änderungen vorgenommen. Die wichtigsten Neuerungen haben die Fachleute des eurodata Lohn-Produktmanagements zusammengefasst.

  • Ein "Degrowth-Ansatz" keine Lösung

    Die privaten Banken in Deutschland stellen in ihrem neuen Positionspapier "Nachhaltigkeit fördern, Wachstum sichern" ihre Leitplanken zu Klimaschutz, Wirtschaftswachstum und nachhaltiger Transformation vor. Sie plädieren darin für eine konsistente Politik, die Wachstum und Innovationen als Schlüssel begreift, um die Klimaziele zu erreichen.

  • Komplexere regulatorische Anforderungen

    Die EQS Group, Cloud-Software-Anbieterin in den Bereichen Compliance & Ethics, Data Privacy, Sustainability Management und Investor Relations, gibt die Übernahme des Compliance- und Ethics-Geschäfts von OneTrust, Anbieterin von Datenschutz- und Sicherheitssoftware, bekannt, einschließlich Convercent by OneTrust.

  • Position bei Compliance-Software gestärkt

    Aunetic, Spezialistin für Governance-Software, gibt die Übernahme von Qnister bekannt, einem führenden schwedischen Anbieter von Compliance-Softwarelösungen, der sich auf GDPR und Whistleblowing-Services spezialisiert hat.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen