Weltweite SW-Piraterierate erreicht 41 Prozent


27 Prozent aller Software in Deutschland ist illegal - Umsatzausfall für Hersteller steigt auf 1,55 Mrd. Euro
Eine Senkung der weltweiten Piraterierate um nur ein Prozent würde pro Jahr einen Impuls von 20 Mrd. Dollar für die Hersteller ergeben

(26.05.09) - Softwarepiraterie ist weltweit und in Deutschland ein zunehmendes Problem. Dies ist das Ergebnis der sechsten IDC-Studie zur globalen Entwicklung des Anteils unlizenzierter Computerprogramme im Auftrag der Business Software Alliance (BSA). Diese sogenannte "Piraterierate" liegt in Deutschland bei 27 Prozent, was Software im Wert von 1,55 Milliarden Euro entspricht – umgerechnet 154 Millionen Euro mehr als noch im Jahr davor.

Weltweit stieg der Anteil raubkopierter Software um drei Prozentpunkte auf 41 Prozent, der Umsatzausfall für die Hersteller nahm um rund fünf Milliarden auf knapp 53 Milliarden Dollar zu. Insgesamt zeigt sich eine Verlagerung des Problems in die Wachstumsmärkte Asiens und Osteuropas, deren hohe Piraterieraten steigen beziehungsweise nur langsam zurückgehen. Die Wirtschaftskrise kommt im Untersuchungszeitraum noch nicht voll zum Tragen, so dass ihre Auswirkungen nur geringen Einfluss auf die Ergebnisse haben.

In Deutschland lag die Piraterierate 2008 wie auch im Vorjahr bei 27 Prozent. Der Umsatzausfall für die Hersteller stieg von 1,391 auf 1,55 Mrd. Euro. Ein Teil dieser Entwicklung lag allerdings in Wechselkursschwankungen begründet. Zusammen mit Großbritannien belegt Deutschland weltweit den zwölften Platz in der Liste der Länder mit der geringsten Softwarepiraterie.

EU-weit blieb die Piraterierate mit 35 Prozent ebenfalls konstant, der Umsatzausfall stieg allerdings von 8,8 Mrd. auf 10 Mrd. Euro an. Der weltweite Trend zur Zunahme des Umsatzausfalls (von 48 Mrd. auf 53 Mrd. Dollar) setzte sich in allen untersuchten Regionen durch – auch wenn mit Ausnahme von Asien/Ozeanien alle Regionen ihre Piraterierate senken konnten oder sie dort konstant blieb.
Übersicht: Umsatzausfall und Piraterierate nach Region

"Diese Studie zeigt deutlich, dass noch viel getan werden muss, um die Softwarepiraterie weiter zu senken", sagte Georg Herrnleben, Director Zentral-, Osteuropa, Naher Osten und Afrika der BSA. "In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist es besonders wichtig, dass Unternehmen die negativen Folgen verhindern, die ihnen, dem Endanwender und den Volkswirtschaften aus dem Einsatz unlizenzierter Software entstehen."

Weitere Ergebnisse der Studie:

>> Der Softwaremarkt verlagert sich
Von 110 untersuchten Länder konnten 57 einen Rückgang der Piraterierate verzeichnen, nur in 16 stieg sie an. Da sich der Weltmarkt für PCs und Software aber in die wachstumsstarken Länder mit hoher Piraterierate verlagert, erhöhte sich der globale Anteil raubkopierter Programme dennoch auf 41 Prozent.

>> Russland hat die größten Erfolge
In der EU haben Griechenland (57 Prozent), Zypern (50 Prozent) und Italien (48 Prozent) den höchsten Anteil raubkopierter Software. Die niedrigsten Piraterieraten finden sich in Luxemburg (21 Prozent) und Österreich (24 Prozent). Den weltweit größten Fortschritt hat Russland zu verzeichnen, dessen Rate um fünf Prozentpunkte auf 68 Prozent zurückging. Für die letzten sechs Jahre ergibt dies einen Gesamtrückgang von 19 Prozent.

>> Auch geringe Fortschritte bringen enorme Vorteile
Wachstumsmärkte machen 45 Prozent des weltweiten PC-Hardwaremarktes aus, aber weniger als 20 Prozent des Softwaremarktes. Würde dieser Anteil auf den des Hardwaremarktes steigen, würde dies einen Umsatzzuwachs von 40 Mrd. Dollar pro Jahr für die Softwarebranche bedeuten. Eine Senkung der weltweiten Piraterierate um nur ein Prozent würde pro Jahr einen Impuls von 20 Mrd. Dollar für die Hersteller ergeben.

>> Bis 2014 zusätzlich 460 Millionen Menschen online
Die Verbreitung des Internets wird das Angebot an raubkopierter Software vergrößern. In den nächsten fünf Jahren werden in Wachstums- und Schwellenländern 460 Millionen Menschen einen Internetzugang erhalten, unter ihnen vor allem viele private Endverbraucher und kleine Unternehmen. Diese setzen für gewöhnlich mehr raubkopierte Software ein als etwa größere Firmen oder Behörden.

>> Zwiespältige Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise
Die Rezession hat laut der Studie zwiespältige Auswirkungen auf die Softwarepiraterie. "Die Wirtschaftskrise wird teils negative, teils positive Auswirkungen haben, aber sie ist nur einer von vielen Faktoren und wird ihren stärksten Effekt erst im Laufe des Jahres 2009 zeigen", so John Gantz, Chief Research Officer der IDC.

>> Fünf Schritte und drei Effekte für die gesamtwirtschaftliche Lage
Eine Studie der IDC aus dem Jahr 2008 zeigt auf, dass Softwarepiraterie nicht nur der Softwarebranche schadet. Eine Senkung der Piraterierate um zehn Prozentpunkte über einen Zeitraum von vier Jahren würde in Deutschland 12.300 zusätzliche Arbeitsplätze, 8 Milliarden Dollar zusätzliches Bruttoinlandsprodukt und 1,9 Mrd. Dollar zusätzlicher Steuereinnahmen ausmachen. Die IDC schätzt weiterhin, dass jeder Euro, der für legale Software ausgegeben wird, Folgeumsätze von drei bis vier Euro in den örtlichen Service- und Vertriebsbranchen generiert.

Die BSA empfiehlt eine kombinierte Strategie aus fünf Maßnahmen, um Softwarepiraterie zu bekämpfen und die wirtschaftlichen Vorteile zu nutzen:

1) Die Aufklärungsarbeit muss verstärkt werden.
2) Die Urheberrechtsgesetzgebung muss den Anforderungen der World Intellectual Property Organization (WIPO) gerecht werden.
3) Es müssen Strukturen zur effektiven Verfolgung von Verstößen geschaffen werden, wie von der World Trade Organization (WTO) gefordert. Dazu gehören auch Antipirateriegesetze.
4) Ausreichende staatliche Mittel müssen bereitgestellt werden, um Fachgruppen zum Schutz geistigen Eigentums, grenzübergreifende Kooperationen und Schulungen von Beamten vor Ort zu ermöglichen.
5) Die Regierung sollte mit gutem Beispiel voran gehen und so zum Beispiel im öffentlichen Sektor die ordnungsgemäße Software-Lizenzierung zur Voraussetzung machen.

Die Studie umfasst 110 Länder und wurde unabhängig von der IDC durchgeführt, einer führenden globalen Marktforschungs- und Prognosefirma für Informationstechnologie (IT). Sie behandelt sämtliche Standardsoftware zum Einsatz auf PCs inklusive Desktops, Laptops und Ultra-Portables. Die Studie beinhaltet keine anderen Arten von Software wie etwa Server- oder Mainframeprogramme.

Die IDC verwendet eigene Analysen von Software- und Hardwareverkäufen und greift auf die Expertise ihrer örtlichen Analysten in über 60 Ländern zurück, um die Piraterietrends zu bestätigen. (BSA: ra)



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