Big Data und Schutz der Privatheit


Big Data: Wann Menschen bereit sind, ihre Daten zu teilen
Kritik an mangelnder Transparenz, geringer Kontrolle über die Daten, unverständlicher Sprache bei den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und bei Kleingedrucktem

(11.02.16) - Eine Mehrheit der europäischen Nutzer digitaler Dienste kann sich unter bestimmten Bedingungen vorstellen, persönliche Daten zu teilen. Voraussetzungen sind allerdings Transparenz, ein individueller und/oder ein sozialer Mehrwert. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes TNS Infratest im Auftrag des Vodafone Instituts für Gesellschaft und Kommunikation, bei der über 8.000 Menschen in acht europäischen Ländern befragt wurden.

Befragt nach konkreten Anwendungsgebieten für Big Data (Sammlung und Analyse großer Datenmengen, die durch die Nutzung digitaler Dienste entstehen) sind 65 Prozent der Befragten bereit, ihre Daten und die vieler anderer Menschen anonym von Gesundheitsinstitutionen sam­meln zu lassen, um Verbesserungen bei der Entdeckung und Behandlung von Krankheiten zu erreichen. Selbst mit der Sammlung, Speicherung und Analyse der Gesundheitsdaten in nicht anonymisierter Form sind im Durchschnitt noch 53 Prozent der befragten Europäer einverstanden, solange dies der eigenen Heilung oder der Heilung anderer dienlich ist.

Zu den Resultaten der Studie sagte Hannes Ametsreiter, CEO Vodafone Deutschland: "Big Data ist eine große Chance, um das Leben der Menschen zu verbessern. Transparenz und der Schutz der Privatheit sind entscheidende Voraussetzungen. Hier stehen Unternehmen und Politik in der Pflicht."

Skepsis beim Phänomen Big Data
Die Hälfte der europäischen Nutzer digitaler Dienste steht dem massenhaften Sammeln und Aus­werten von Daten alles in allem dennoch skeptisch gegenüber. Demnach geben 51 Prozent der Befragten an, im Phänomen Big Data mehr Nachteile als Vorteile zu sehen. Lediglich 32 Prozent sehen laut eigenen Angaben darin mehr Vorteile. 17 Prozent haben diesbezüglich eine neutrale Haltung.

Die Gründe für die weit verbreitete Skepsis sind vor allem mangelndes Vertrauen in Unternehmen und Staat sowie fehlende Transparenz. Dennoch ist eine Mehrheit der Europäer grundsätzlich bereit, persönliche Daten zu teilen, solange dadurch ein persönlicher oder sozialer Mehrwert entsteht.

Votum gegen Weitergabe persönlicher Daten an Dritte
Ein einheitliches Bild ergibt sich bei Fragen nach der Weitergabe persönlicher Daten an Dritte, insbesondere zu kommerziellen Zwecken. Eine übergroße Mehrheit steht dieser Praxis – unab­hängig vom Thema oder der Art der Daten – sehr kritisch gegenüber. Gerade einmal zehn Prozent der Befragten geben beispielsweise an, kein Problem damit zu haben, wenn ein Shop ihre Daten für Werbezwecke und Marketingaktionen an Dritte weitergibt.

AGB gelten als unverständlich
Obwohl viele Menschen im Alltag Zugang zu ihren Daten gewähren, wissen sie oft nicht, was mit diesen geschieht. Die Studie sollte ermitteln, woher die Nutzer ihr Wissen über Datensammlung und -verwendung beziehen. Ergebnis: Gerade einmal zwölf Prozent der befragten Europäer nen­nen die Nutzungsbedingungen oder Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) als Informations­quelle, wobei weniger als die Hälfte (44 Prozent) angibt, AGB vor dem Herunterladen von Apps oder Programmen überhaupt je zu lesen. 34 Prozent nutzen Nachrichten, um über das Daten­sammeln eines Dienstleisters oder einer Organisation Bescheid zu wissen.

Nur wenig Vertrauen bei Datenweitergabe
Dennoch zeigen sich die Nutzer eher skeptisch, wenn es um digitale Dienste und die Analyse ihrer Daten geht. Beim Thema Datenweitergabe gibt es nur wenig Vertrauen. Über die Hälfte der Befragten steht dem Phänomen Big Data skeptisch gegenüber. Nur knapp ein Drittel aller Befragten gibt an, im Datensammeln prinzipiell Vorteile zu sehen, wobei es länderspezifisch große Unterschiede gibt. Während fast die Hälfte der Iren in Big Data Vorteile sieht, stimmen dem nur 22 Prozent der Franzosen zu.

Das Vertrauen darin, dass private oder auch öffentliche Institutionen mit persönlichen Daten verantwortungsvoll umgehen, ist insgesamt niedrig. Während etwa Gesundheitseinrichtungen (43 Prozent), der eigene Arbeitgeber (36 Prozent) oder Banken (33 Banken) beim Umgang mit Daten noch ein etwas höheres Vertrauen genießen, verlassen sich nur wenige Nutzer auf Suchmaschinen (16 Prozent) und Social-Media-Dienstleister (elf Prozent).

Des Weiteren wurden die Teilnehmer der Studie gefragt, was Unternehmen und andere Institu­tionen tun könnten, um Vertrauen in puncto Datenverwendung zu gewinnen. 64 Prozent der Befragten wünschen sich ein hohes Maß an Transparenz bei der Verwendung ihrer persönlichen Daten, 68 Prozent fordern knappere und in verständlicher Sprache verfasste Nutzungs­bedingungen.

Deutsche besonders kritisch. Spanier offen für Big Data-Innovationen
Die Deutschen sind besonders kritisch, wenn es um die Weitergabe ihrer Daten geht. So sehen 62 Prozent der Befragten im Phänomen Big Data mehr Nach- als Vorteile. Ein Wert, der über dem europäischen Durchschnitt (51 Prozent) und beispielsweise weit über dem von Irland (38 Prozent) liegt.

Dass Shops Daten sammeln, um personalisierte Angebote an den jeweiligen Kunden zu verschicken, wird in Deutschland nur von wenigen begrüßt (elf Prozent). Demgegenüber stehen 60 Prozent der Spanier und 54 Prozent der Iren dieser Praxis aufgeschlossen gegenüber. Selbst beim Sammeln von Gesundheitsdaten zur besseren Behandlung und Erkennung von Krankheiten fühlen sich lediglich 42 Prozent der Deutschen mit diesem Vorgang wohl, während er etwa von 86 Prozent der Spanier und 79 Prozent der Italiener als begrüßenswert eingeschätzt wird. (Vodafone: ra)

Vodafone: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Studien

  • Gefahren von strategischer Korruption

    Transparency International hat den Korruptionswahrnehmungsindex 2024 (Corruption Perceptions Index, CPI) veröffentlicht. Der jährlich erscheinende Index ist der weltweit bekannteste Korruptionsindikator. Er umfasst 180 Staaten und Gebiete und bewertet den Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption. Der Meta-Index beruht auf der Einschätzung von Experten sowie Führungskräften.

  • Budgets für Datenschutz 2025 werden sinken

    Mehr als zwei von fünf (45 Prozent) Datenschutzbeauftragten in Europa glauben, dass das Datenschutzbudget ihrer Organisation unterfinanziert ist. Dies bedeutet einen Anstieg von 41 Prozent im Jahr 2024. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) erwartet zudem, dass die Budgets im Jahr 2025 weiter sinken werden. Das geht aus einer neuen Studie von ISACA hervor, dem weltweit führenden Berufsverband, der Einzelpersonen und Organisationen bei ihrem Streben nach Digital Trust unterstützt.

  • Compliance-Regulierungsdruck nimmt weltweit zu

    Sphera hat ihren Supply Chain Risk Report 2025 veröffentlicht. Dieser Bericht umfasst eine eingehende Analyse der dringendsten Risiken und aufkommenden Chancen, die die globalen Lieferketten verändern. Er bietet Führungskräften aus den Bereichen Beschaffung, Lieferkette und Nachhaltigkeit handlungsrelevante Einblicke, um die komplexen Herausforderungen zu meistern, mit denen sich Unternehmen angesichts neuer gesetzlicher Bestimmungen, wirtschaftlicher Unbeständigkeit und erhöhter ökologischer und sozialer Verantwortung auseinandersetzen müssen.

  • Digitale Steuer-Transformation

    Eine von Vertex veröffentlichte Studie zeigt, dass Fachkräftemangel und Qualifikationsdefizite in Steuerteams Unternehmen auf ihrem Weg zu einer erfolgreichen digitalen Steuer-Transformation behindern können. Die Studie "Global Tax Transformation" befragte 610 Fachleute in Europa und den USA, um die aktuelle Situation in den Unternehmen und die Einstellung der Fachleute zur Transformation in ihrer Organisation zu verstehen.

  • NIS2-Richtlinie & wie es um die Vorbereitung steht

    Eine aktuelle Veeam-Studie zur NIS2-Richtlinie zeichnet ein ernüchterndes Bild der IT-Sicherheitslage in deutschen Unternehmen. Während sich 70 Prozent der befragten Firmen gut auf die neue EU-Richtlinie vorbereitet fühlen, sind nur 37 Prozent von ihnen nach eigener Angabe tatsächlich konform zur NIS2. Diese eklatante Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Realität ist bezeichnend für den oftmals leider noch zu laxen Umgang vieler Organisationen mit Cyber-Sicherheit und vor allem im KRITIS-Bereich bedenklich.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen