Der CIO: Geboren, um zu dienen
CIO als Wegbereiter der "Corporate Governance" – Dennoch: Einfluss des CIO im Vorstand trotz strategischer Bedeutung der Informatik bei Erfüllung der Compliance-Anforderungen gering
Der CIO unterliegt dem CFO: Den schwersten Stand haben IT-Leiter gegenüber den Finanzvorständen, deren Mehrheit die IT lediglich als dienende Funktion bewertet
(19.03.08) - Laut einer aktuellen Umfrage des IT-Sicherheitsspezialisten McAfee spielen die IT-Leiter oder "Chief Information Officers" in Europas Vorständen noch immer die zweite Geige. Nur 47 Prozent der Chefinformatiker verschaffen sich auf Vorstandssitzungen mit Fachthemen Gehör. In fast der Hälfte der Unternehmen geht die Initiative zu EDV-Projekten vom Vorstandschef oder Geschäftsführer aus. In einem Fünftel der Fälle tritt der Finanzvorstand als Sprecher der IT-Abteilung auf. Die schwache Position des CIO steht im Widerspruch zur Bedeutung seines Ressorts für den Erfolg und die Reputation des Unternehmens.
Mit der Durchführung der Studie hatte McAfee das Marktforschungsinstitut EIU (Economist Intelligence Unit) beauftragt. Gegenstand ist der Wandel des Verhältnisses des IT-Chefs zur Unternehmensspitze. Dabei zeichnet sich ab, dass eine stärkere Wahrnehmung der Verantwortung des CIO und seiner Mitarbeiter den geringen Einfluss auf der Vorstandsetage ein Stück weit wettmacht.
Nach Meinung von 42 Prozent der Befragten ist die Informationstechnik über ihre traditionelle Funktion als Mittel zur Kostensenkung hinaus zu einer strategisch wichtigen Ressource geworden. Da die Unternehmen heute stärker auf die Einhaltung rechtlicher Auflagen, auf nachhaltige Geschäftsführung sowie einen sorgfältigen Umgang mit Risiken achten müssen, wird die IT-Mannschaft immer öfter damit betraut, gemeinsam mit der Finanzabteilung Risiken abzuschätzen und zu quantifizieren.
Die Hauptaufgabe der Informatiker sieht jeweils ein knappes Drittel der Umfrageteilnehmer in der Sicherung der Netze und Systeme – was die Rolle des CIO als Wegbereiter der "Corporate Governance" unterstreicht – beziehungsweise in der Schaffung der technischen Voraussetzungen für Umsatzwachstum. Immerhin 83 Prozent gaben an, diese größere Verantwortung verschaffe dem IT-Leiter im Vorstand mehr Respekt; ein Viertel meint sogar, das Verhältnis zwischen CIO und Geschäftsleitung habe sich in den letzten beiden Jahren deutlich verbessert.
Den schwersten Stand haben DV-Leiter der Studie zufolge gegenüber den Finanzvorständen, deren überwältigende Mehrheit (86 Prozent) die IT lediglich als dienende Funktion bewertet. Keiner der kaufmännischen Leiter schrieb der IT-Abteilung direkte Umsatzverantwortung zu. Vielmehr erwarten 71 Prozent dieser Gruppe von den Informatikern in erster Linie System- und Netzsicherheit. Dieses überholte Rollenverständnis ist umso bedenklicher, als in rund 20 Prozent der Unternehmen ausgerechnet der CFO die Anliegen der Systemingenieure im Vorstand vertritt.
Auch wenn die Verantwortung des IT-Leiters mit den Ansprüchen an eine korrekte Unternehmensführung steigt, sieht sich nahezu ein Viertel (23 Prozent) der befragten Firmen wegen der angespannten Wirtschaftslage außerstande, ihre Ausgaben für die Risikovorsorge in den nächsten zwölf Monaten aufzustocken. Bei 30 Prozent bleiben die Investitionen in die Einhaltung von Rechtsvorschriften und Branchenstandards (Compliance) unverändert. Gleichwohl rechnen 82 Prozent der Umfrageteilnehmer in den nächsten Jahren mit einer weiteren Zunahme der Regelungsdichte. Für die IT-Abteilung heißt das, dass sie im Wesentlichen mit denselben knapp bemessenen Mitteln mehr Aufgaben bewältigen muss.
"Dass in einer Zeit, in der eine solide Geschäftsführung, Risikovorsorge und Normkonformität immer wichtiger werden, nur eine Minderheit der IT-Leiter im Vorstand sitzt, gibt Anlass zur Sorge", warnt Hans-Peter Bauer, Vice President Central & Eastern Europe bei McAfee. "Anhand ihrer Erfolge der letzten Jahre müssen die CIOs den Entscheidern im Unternehmen klar machen, warum weitere Investitionen in die Informationstechnik unumgänglich sind."
Die Studie
Economist Intelligence Unit: The evolving relationship between the CIO and the board (Februar 2008). Die Daten wurden im November 2007 unter 185 Spitzenkräften mehrerer Branchen aus Europa, Nahost und Afrika erhoben. 82 Prozent der Befragten sind auf der Vorstandsebene tätig. Bei gut einem Drittel handelt es sich um Vorstandsvorsitzende oder Geschäftsführer, bei 30 Prozent um IT-Leiter.
(McAfee: ra)
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