Wirtschaftskrise: "Was tun die Controller"


Die Wirtschaftskrise bedeutet für die Controller selbst eine spürbar stärkere zeitliche Belastung
Neben Aktualisierung der Planung, Entwicklung neuer Szenarien und Planung von Kosten-Projekten rückt "nachhaltiges Controlling" in den Mittelpunkt


(28.11.08) - Im "Controllerpanel" des Instituts für Management und Controlling (IMC) an der WHU - Otto Beisheim School of Management ist eine Studie zur aktuellen Wirtschaftslage erstellt worden. Unter dem Titel "Mit Controlling durch die Krise" wurde gefragt, was Controller tun, um den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden.

"Viele Controller sind derzeit rund um die Uhr damit beschäftigt, die Planung zu aktualisieren, ganz neue Szenarien für das nächste Jahr zu entwickeln oder konkrete Cost-Saving- oder Cost-Cutting-Projekte zu planen", erklärt IMC- und Studienleiter Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber, Professor für Controlling und Unternehmenssteuerung an der WHU sowie Kuratoriumsvorsitzender des Internationalen Controller Vereins (ICV).

Die Studie zeigt, dass Controller nicht punktuell auf die Krise reagieren, sondern auf allen Feldern ihrer Tätigkeit: Neben der Planung sind auch viele andere Teilaufgaben betroffen. Dominierend sind Veränderungen beim Einsatz von Szenarien, bei der Analyse von Risiken und bei der Intensivierung von Prognosen. Eine weitere wichtige Veränderung im Controlling betrifft die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, die mit zunehmender Betroffenheit von der Krise wächst.

Die Krise bedeutet für die Controller selbst eine spürbar stärkere zeitliche Belastung. In einigen Unternehmen fällt diese so groß aus, dass sie mit der bestehenden Kapazität nicht mehr bewältigt werden kann und deshalb - trotz der Ergebnisprobleme - die Kapazität des Controllerbereichs erhöht wird.

Mit der stärkeren Belastung der Controller steigt auch der Einfluss, den sie auf die Entscheidungen der Manager haben. "Die alte Faustregel, schlechte Zeiten für das Unternehmen sind gute Zeiten für Controller' wird zwar mit unseren Studienergebnissen bestätigt", erklärt Controlling-Professor Weber. "Ihren Beitrag zur Bewältigung der Krise schätzen die Controller allerdings mit Bescheidenheit ein. Den Haupthebel halten die marktnahen Abteilungen (Marketing und Vertrieb) in den Händen."

Die Krise wird in den Augen der meisten Controller die Wirtschaft nicht als ein langes Tal treffen, sondern relativ kurzfristig wieder vorbeigehen. Allerdings sehen Controller in krisengeschüttelten Unternehmen diese Entwicklung deutlich pessimistischer als ihre Kollegen in Unternehmen, die noch nicht stark betroffen sind. "Geht man davon aus, dass das Wissen um die Krisenfaktoren mit der Krisenerfahrung steigt, ist dies ein beunruhigender Befund", kommentiert Weber.

Neuausrichtung im Controlling? In der WHU-Studie wurde schließlich erfragt, ob die Finanz- und Wirtschaftskrise mittelfristig eine Neuausrichtung der Unternehmenssteuerung im Unternehmen - und damit indirekt auch des Controllings - erfordert. Obwohl nach mehrheitlicher Einschätzung der Controller keine grundsätzliche Veränderung der Unternehmenssteuerung folgen wird, gibt es exponierte Gegenmeinungen "krisenbetroffener" Controller. Wie bei der Frage nach der Dauer der Krise wirken auch hier Krisenerfahrungen erheblich: Bei starker Krisenbetroffenheit sieht fast die Hälfte der Controller (46%), die insbesondere aus dem Kredit- und Versicherungsgewerbe, dem Fahrzeugbau und der Bauindustrie kommen, die Notwendigkeit einer Neuausrichtung.

Siegfried Gänßlen, CEO der Hansgrohe AG und Vorsitzender des Internationalen Controller Vereins (ICV, sieht den Kurs des Vereins in dieser Frage bestätigt: "Erfolgreiches Controlling für erfolgreiche Unternehmen muss sich jetzt mehr denn je mit Fragen der Nachhaltigkeit befassen. In unseren 70 Arbeitskreisen, auf unseren regionalen Herbsttagungen, die in diesem Jahr größeren Zulauf hatten als in allen Jahren zuvor, wie auch auf unserem großen internationalen Controller Congress im Frühjahr 2009 thematisieren wir unter dem Leitmotiv ,Controlling in harten Zeiten', deshalb Fragen wie Modernes Budgetieren und Working Capital Management genauso wie etwa Preis- sowie Risikomanagement, Kommunikation und Green Controlling."

Und WHU-Krisenstudien-Leiter Weber blickt voraus: "Die Krise hinterlässt erhebliche Spuren im Controlling, deren Nachhaltigkeit noch nicht ganz abzusehen ist. Wir werden deshalb unsere Studie in ca. drei Monaten wiederholen."

Die im WHU-Controllerpanel durchgeführte "Blitzstudie" basiert auf 434 Antworten, knapp die Hälfte stammt von Mitgliedern des Internationalen Controller Vereins. "Die mit 61 Prozent hohe Rücklaufquote - trotz der derzeit starken Belastung der Controller, bedingt durch die laufende Planungsphase und die Finanz- und Wirtschaftskrise - zeigt die Aktualität und Relevanz des Themas", meint Weber. (WHU: Internationalen Controller Verein: ra)



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