Roaming-Dienste und Wettbewerb
Digitale Agenda: Europäer nutzen laut EU-Studie Mobiltelefone auf Auslandsreisen stärker, fürchten jedoch weiterhin Kosten
Im Hinblick auf die Verwirklichung eines wettbewerbsorientierten Roaming-Binnenmarktes wird die Kommission das Funktionieren der EU-Roaming-Vorschriften bis zum 30. Juni 2011 einer umfassenden Überprüfung unterziehen
(18.02.11) - Den von der Europäischen Kommission vorgestellten Ergebnissen einer Erhebung zufolge machen sich fast drei Viertel der Europäer bei Reisen in der EU Sorgen über die Kosten der Nutzung ihres Mobiltelefons. Der Mehrheit der Befragten ist zwar bekannt, dass die Preise seit 2006 gefallen sind, dennoch schränken sich 72 Prozent der Reisenden beim Telefonieren im Ausland ein. Nur 19 Prozent derjenigen, die im Ausland Internetdienste auf ihrem Mobiltelefon nutzen, sind der Ansicht, dass die für das Daten-Roaming (beim Surfen im Internet oder Abrufen von E-Mails) anfallenden Kosten fair sind.
Die Ergebnisse dieser Erhebung und der öffentlichen Konsultation zur Zukunft der Roaming-Verordnung, die am 11. Februar endete, fließen in die bis Juni 2011 fällige Überarbeitung der derzeitigen Roaming-Vorschriften der EU durch die Kommission ein. Im Rahmen der Digitalen Agenda für Europa wird bis 2015 eine nahezu vollständige Einebnung der Unterschiede zwischen Roaming-Tarifen und nationalen Tarifen angestrebt.
Neelie Kroes, die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Kommission, sagte hierzu: "Die Telekom-Gesellschaften müssen auf ihre Kunden hören. Die Verbraucher meinen, dass insbesondere beim Daten-Roaming noch große Verbesserungen möglich sind. Ich möchte, wie in der Digitalen Agenda für Europa angekündigt, bessere Roaming-Lösungen für die europäischen Bürger und Unternehmen gewährleisten."
Mehr Roaming
Die Erhebung zeigt, dass heute mehr Menschen bei Reisen in der EU ihre Mobiltelefone benutzen als vor vier Jahren, als die EU erstmals Roaming-Vorschriften eingeführt hat. Obwohl die Reisetätigkeit zwischen 2006 und 2010 um circa 13 Prozent zurückging, stieg das Gesamtvolumen der auf Reisen in der EU entgegengenommenen Anrufe und versandten SMS während dieses Zeitraums an. Die Reisenden gaben an, gegenüber 2006 32 Prozent mehr Anrufe zu tätigen, 31 Prozent mehr Anrufe zu empfangen und 43 Prozent mehr SMS zu versenden.
Unterschiedliche Gewohnheiten
Daneben macht die Erhebung deutlich, wie die Gewohnheiten sich innerhalb von Europa unterscheiden. Einige Beispiele:
>> Männer führen eher Telefongespräche (57 Prozent), während SMS überwiegend von Frauen versandt werden (56 Prozent).
>> 88 Prozent der Zyprioten nutzen zumeist Sprachtelefoniedienste, hingegen nur 44 Prozent der britischen Reisenden.
>> 81 Prozent der irischen Mobilfunknutzer ziehen auf Reisen in der EU SMS vor, hingegen nur 24 Prozent der Portugiesen.
>> 32 Prozent der Bulgaren nutzen ihr Handy im Ausland überhaupt nicht.
>> Jüngere Nutzer nehmen Roaming-Dienste heute sehr viel stärker in Anspruch als 2006 (abgehende Sprachanrufe: +43 Prozent, eingehende Anrufe: +42 Prozent, versandte SMS: +51 Prozent).
>> 30 Prozent der Rentner und 15 Prozent der 25- bis 39-Jährigen nutzen ihr Mobiltelefon im Ausland überhaupt nicht.
Besorgnis über hohe Kosten von Sprach- und Daten-Roaming
Von den Befragten, die häufig Reisen unternehmen, wussten 61 Prozent, dass die Roaming-Gebühren nach dem Eingreifen der EU gesenkt wurden. Der Wandel im Verbraucherverhalten war jedoch nicht rundweg positiv:
>> Etwa ein Fünftel der Mobilfunknutzer hat die Inanspruchnahme von Roaming-Diensten in den letzten vier Jahren verringert. Ursache hierfür ist ihre Wahrnehmung der Kosten.
>> 72 Prozent der Mobilfunkkunden schränken sich bei der Handynutzung im Ausland ein, weil sie sich Sorgen wegen der Kosten machen.
>> 81 Prozent der Schweden, 72 Prozent der Italiener und 57 Prozent der Griechen nutzen Roaming-Dienste aus Kostengründen weniger.
>> Die Erhebung belegt auch, dass Daten-Roaming-Dienste (wie das Surfen im Internet oder das Herunterladen von Daten) nun beginnen, sich durchzusetzen: 10 Prozent der Befragten nutzen diese Dienste.
>> 17 Prozent der Litauer und 15 Prozent der Spanier geben an, dass Daten-Roaming der Dienst ist, den sie im Ausland am häufigsten in Anspruch nehmen, während nur 2 Prozent der Ungarn und 4 Prozent der Deutschen diesen Dienst am meisten nutzen.
>> Unter den Jüngeren finden sich mehr Daten-Roaming-Nutzer: 15 Prozent der 15- bis 24-Jährigen gehen im Ausland mit ihrem Handy ins Internet – gegenüber nur 6 Prozent der über 55-Jährigen.
Allerdings werden die Kosten des Daten-Roaming generell als überhöht betrachtet, nur 19 Prozent der Befragten bezeichneten die Kosten von Daten-Roaming-Diensten als angemessen.
Hintergrund:
Im Rahmen der Eurobarometer-Sondererhebung zum Roaming wurden im August und September 2010 mehr als 26 500 Bürger in den 27 EU-Mitgliedstaaten befragt. Die Primärstichprobe umfasste EU-Bürger, die ein Mobiltelefon besitzen und in den letzten fünf Jahren Reisen in der EU unternommen haben.
Der EU-Ministerrat und das Europäische Parlament führten 2007 auf Vorschlag der Kommission erste Roaming-Preisobergrenzen ein, um dafür zu sorgen, dass Mobilfunkkunden überall in der EU vergleichbare Roaming-Tarife bezahlen. Im Juli 2009 verabschiedeten sie dann geänderte Vorschriften zur weiteren Senkung der Roaming-Preise, so dass in der EU ab Juli 2011 als Regelsätze Roaming-Entgelte von 35 Cent pro Minute für ausgehende Anrufe und 11 Cent pro Minute für eingehende Anrufe gelten werden.
Ab dem 1. Juli 2010 wurde die Kostenobergrenze für Daten-Roaming automatisch auf 50 Euro ohne MwSt. festgesetzt (sofern die Reisenden nicht ausdrücklich eine höhere oder niedrigere Obergrenze gewünscht hatten), und die Betreiber müssen seither den Kunden einen Warnhinweis übermitteln, wenn diese 80 Prozent ihres Daten-Roaming-Limits erreicht haben. Die Roaming-Vorschriften von 2009 gelten bis Ende Juni 2012.
Im Hinblick auf die Verwirklichung eines wettbewerbsorientierten Roaming-Binnenmarktes wird die Kommission das Funktionieren der EU-Roaming-Vorschriften bis zum 30. Juni 2011 einer umfassenden Überprüfung unterziehen und ermitteln, in welchem Umfang die Ziele der Vorschriften erreicht wurden und ob im Bereich der Roaming-Dienste wirksamer Wettbewerb herrscht.
Weitere Informationen:
Der vollständige Eurobarometer-Bericht kann hier aufgerufen werden (externer Link)
Die Internetseite von Neelie Kroes (externer Link)
Die Internetseite zur Digitalen Agenda (externer Link)
(Europäische Kommission: ra)
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