Betrugsschutz bleibt auf der Strecke


Fico European Fraud Map: Kreditkartenbetrug nimmt in Deutschland weiter zu – 119 Millionen Euro Verlust
In elf von 18 europäischen Ländern sorgt Kartenbetrug für steigende Verluste, zeigt die von Fico erstellte Fraud Map auf Basis von Daten von Euromonitor International



Keinen Grund zur Entwarnung gibt die European Fraud Map 2021, die der führende Analytiksoftware-Anbieter Fico auf Basis von Daten des Marktforschungsinstituts Euromonitor International, Consumer Finance 2022 Edition erstellt hat. Die Umfrage zeigt, dass Kreditkartenbetrug in vielen der untersuchten 18 Länder von 2020 auf 2021 schlimmer geworden ist. Nur Großbritannien (-9 Prozent), Schweden (-12 Prozent) und Dänemark (-19 Prozent) konnten ihre Verluste deutlich reduzieren, wenn auch – vor allem im Falle von Großbritannien – ausgehend von einem sehr hohen Niveau.

Elf der 18 untersuchten Länder sahen dagegen einen Anstieg. In Deutschland belief sich der Verlust durch Kreditkartenbetrug auf 119,4 Mio. Euro (+2 Prozent). Am stärksten stiegen die Betrugsverluste in den Niederlanden mit einer Zunahme von 18 Prozent. In allen 18 Ländern zusammengerechnet konnten Betrüger im Jahr 2021 rund 1,5 Mrd. Euro über Kreditkartenbetrug stehlen.

Der Covid-19 bedingte Digitalisierungsschub hat auch eine Kehrseite, die sich in den Ergebnissen der European Fraud Map widerspiegelt. "Viele deutsche Banken und Kreditinstitute setzen auf ihrem Weg der Transformation vor allem auf ‚digital first‘. Moderne Technologien zur Betrugsprävention und Betrugsaufdeckung werden dabei vernachlässigt", sagte Jens Dauner, Vice President und Managing Director Central Europe bei Fico. "Dabei erwarten Bankkunden in puncto Sicherheit vor Betrug sowohl im Karten- als auch im Konsumentenkreditgeschäft eine wirkungsvolle Bekämpfung von Seiten der Finanzinstitute."

Wie wichtig ein funktionierendes Betrugsmanagement für die Kundenbindung ist, zeigt eine aktuelle Verbraucherstudie von Fico: 15 Prozent der Befragten - und damit mehr als 10 Millionen Bankkunden in Deutschland – erwarten, dass die Banken mehr Schutzmaßnahmen ergreifen. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) ist unsicher, ob die aktuellen Vorkehrungen der Banken ausreichen. Falls die Reaktion ihrer Bank auf einen Betrugsfall nicht zufriedenstellend ausfiele, würden 89 Prozent der Befragten sich entweder bei ihrer Bank beschweren (59 Prozent) oder die Bank sogar wechseln (30 Prozent).

Wenn Betrüger dazulernen: Trend zu Social Engineering-Tricks
In den meisten europäischen Ländern ist der sogenannte "Card-Not-Present" (CNP) Betrug die mit Abstand am häufigsten genutzte Methode der Kriminellen. Darunter fallen Bezahlvorgänge, bei denen die Kreditkarte nicht vorgelegt wird, zum Beispiel im Onlinehandel. Der Anteil dieser Betrugsform betrug 2021 in Deutschland über 90 Prozent. Eine Ausnahme stellen in dieser Hinsicht die Niederlande dar. Die CNP-Verluste gehen dort seit 2008 stetig zurück.

Die Verbrecher scheinen die Fortschritte in der Prävention von Kreditkartenbetrug umgehen zu wollen, indem sie sich stattdessen auf Social Engineering-Methoden verlegen. Sogenannter Push-Zahlungsbetrug, bei dem Menschen dazu verleitet werden, Geld von ihren Bankkonten an Betrüger zu überweisen, nimmt in ganz Europa zu. Die Cyberkriminellen wenden dabei eine Vielzahl von Tricks an und geben sich sogar als Betrugsabteilung einer Bank oder als Polizeibeamte aus.

Auch in Großbritannien, Dänemark und Schweden geht die Abwärtsbewegung beim Kartenbetrug mit einer Zunahme beim Betrug über Remote-, Mobile- und Onlinebanking einher, also Konto-zu-Kontozahlungen wie Überweisungen, Lastschriften, Daueraufträge und Echtzeitzahlungen. Hier zeichnet sich möglicherweise ein Trend ab, der künftig auch die Betrugslandschaft im restlichen Europa prägen könnte, da flächendeckend neue Zahlungsanbieter und Echtzeit-Zahlungsplattformen auftreten – und Kunden, die Kanäle nutzen, mit denen sie bislang nicht vertraut waren, ein leichtes Ziel für Betrüger darstellen.

Bedrohungsniveau für Kreditkartenbetrug steigt europaweit – hohe Zunahme auch in Deutschland
Betrachtet man das Verhältnis von Betrugsverlusten zu Kartenumsätzen in Form von Basispunkten (*) (BP), zeigt sich das Ausmaß der Betrugsangriffe in den europäischen Ländern im Vergleich. Großbritannien weist zwar mit 6,26 Basispunkten nach Frankreich (7,33 BP) das zweithöchste Betrugsniveau auf, verzeichnet aber mit einem Plus von 32 Prozent bei den Basispunkten nur einen mäßigen Anstieg im Vergleich zu 2020.

Dänemark erreicht als einziges der untersuchten Länder einen Rückgang des Bedrohungsausmaßes mit einem Minus von 36 Prozent bei den Basispunkten. Dagegen nahm das Bedrohungsniveau in Deutschland mit einem Zuwachs von 522 Prozent bei den Basispunkten erheblich zu. Damit zählt die Bundesrepublik nach den Niederlanden (+602 Prozent) und Griechenland (+596 Prozent) zu den traurigen Spitzenreitern, was die Eskalation der Bedrohung durch Kreditkartenbetrug betrifft. Die Umstellung in Deutschland auf die EU-Zahlungsrichtlinie PSD2 durch starke Kundenauthentifizierung (SCA) ist in diesen Ergebnissen noch nicht erkennbar. Es bleibt abzuwarten, ob sich hier in der nächsten Fraud Map positive Veränderungen zeigen.

Europaweit hat sich das Bedrohungsniveau für Kreditkartenbetrug (das Verhältnis von Betrugsverlusten zu Kartenumsätzen) im Jahr 2021 verdoppelt. In Deutschland stieg es von 1 Cent pro 100 Euro im Jahr 2020 auf 3 Cent im Jahr 2021. Auch der Betrug im Remote- und Onlinebanking nahm exponentiell zu.

"Finanzinstitute sollten jetzt handeln und sich dringend um die Einführung eines unternehmensweiten Betrugsmanagements kümmern – egal, ob es um Kreditkartenbetrug oder sonstige Betrugsformen im Zahlungsverkehr geht", sagte Dauner. "Wir brauchen einen branchenübergreifenden Ansatz, um eine künftige weitere Eskalation von Betrug im Zahlungsverkehr zu verhindern. Dänemark und Großbritannien sind ein gutes Beispiel, wie Finanz- und Zahlungsdienstleister, Regierungen, Behörden und Technologieanbieter wie Fico für einen besseren Betrugsschutz zusammenarbeiten können."

(*) Basispunkte stellen das Verhältnis von Betrugsverlusten zum Kartenumsatz dar. Sie zeigen, wie eine Bank oder ein Land im Vergleich zu anderen steht. 1 Basispunkt entspricht 1 Cent pro 100 Euro.)

(Fico: ra)
eingetragen: 15.11.22
Newsletterlauf: 01.02.23

Fico: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Markt / Unternehmen

  • Datenschutz als Innovations-Bremse

    Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland fühlen sich vom Datenschutz ausgebremst. 70 Prozent haben bereits mindestens einmal Pläne für Innovationen aufgrund von Datenschutz-Vorgaben oder Unsicherheiten bei der Anwendung des geltenden Rechts gestoppt. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 61 Prozent. Aktuell sagen wie im Vorjahr 17 Prozent, dass sie einmal auf Innovationspläne verzichtet haben. Bei 35 Prozent war das dagegen bereits mehrfach der Fall (2024: 27 Prozent) und bei 18 Prozent sogar häufig (2024: 17 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 605 Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.

  • Gefahr von Cyberattacken

    IT-Verantwortliche bewerten das Risiko, dass ihr Unternehmen Opfer einer Cyberattacke wird, so hoch wie nie zuvor: Fast sieben von zehn Befragten (69 Prozent) befürchten laut einer aktuellen EY-Studie Hackerangriffe und bewerten die Gefahr dabei als "eher hoch" bis "sehr hoch". Besonders große Sorgen machen sich die Befragten in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation (82 Prozent), Energie und Metallverarbeitung (80 Prozent), Pharma und Gesundheit sowie Bau und Immobilien (jeweils 71 Prozent).

  • Revolution in der Fertigung

    NTT Data stellte die Ergebnisse ihrer neuesten Studie vor. Die Daten zeigen, dass Fertigungsunternehmen beim Einsatz von GenAI zwar vor einigen Hürden stehen, die Technologie aber das Potenzial hat, ein ganz neues Niveau an Effizienz und Innovationskraft hervorzubringen. Neben den vielen Anwendungsbereichen von GenAI untersuchte die Studie "Von der Fertigungshalle ins KI-Zeitalter: Haben Sie einen Masterplan oder Nachholbedarf?" auch die Herausforderungen, denen sich das produzierende Gewerbe gegenübersieht.

  • Drei Viertel lassen KI-Chancen liegen

    Ob zur Qualitätskontrolle, Automatisierung, Energieeinsparung oder Steuerung von Robotern - die Anwendungsmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz in der Produktion sind zahlreich. Mit Blick auf die deutsche Industrie zeigt sich aber: Nur einem Viertel der Unternehmen gelingt es nach eigener Einschätzung bereits gut, die Potenziale von KI zu nutzen (24 Prozent). Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die unter 552 Industrieunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ab 100 Beschäftigten in Deutschland durchgeführt wurde. Die übrigen drei Viertel sehen sich noch nicht imstande, entsprechende Möglichkeiten auszuschöpfen (72 Prozent).

  • Lösungsansätze gegen den GenAI-Gender Gap

    Frauen drohen bei Künstlicher Intelligenz (KI), die bis 2030 allein in Deutschland 3 Millionen Jobs verändern könnte, ins Hintertreffen zu geraten. So zeigen aktuelle Zahlen von Coursera, dass lediglich 27 Prozent der Lernenden in Generative-AI (GenAI)-Kursen in Deutschland (102.000 Einschreibungen) weiblich sind. Dies liegt noch unter dem weltweiten Durchschnitt von 32 Prozent und reicht im Ländervergleich gerade für einen Platz in den Top-Ten (Platz 9). Und das, obwohl sich allein auf Coursera im vergangenen Jahr weltweit alle 10 Sekunden jemand in einen GenAI-Kurs einschrieb.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen