Recht in der industriellen Fertigung
Industrie 4.0: Das juristische Referenzarchitekturmodell "Ju-RAMI 4.0" hilft dabei, mögliche juristische Fallstricke schneller zu erkennen
Die intelligente Produktion mit ihren technisch gesteuerten, autonom realisierten Abläufen stellt in vielen Bereichen neue Anforderungen an die Anwendung existierender Gesetze
Industrie 4.0 sorgt nicht nur für einen grundlegenden Wandel der industriellen Wertschöpfung – durch die neuen Formen der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Technik werden auch zahlreiche rechtliche Fragen aufgeworfen. Das juristische Referenzarchitekturmodell "Ju-RAMI 4.0" hilft dabei, mögliche juristische Fallstricke schneller zu erkennen. Die Studie "Juristische Herausforderungen für digitale Wertschöpfung – Strukturierte Lösungswege für KMU" des Technologieprogramms "Autonomik für Industrie 4.0", die auf der Hannover Messe vorgestellt wurde, verknüpft nun erstmals das Modell mit ersten praktischen Projekten aus Autonomik für Industrie 4.0.
Recht kann die Entwicklung neuer Technologien befördern, aber auch behindern. Oftmals hält die Formulierung neuer Gesetze dem Tempo der Entwicklung innovativer Technologien nicht stand: Die intelligente Produktion mit ihren technisch gesteuerten, autonom realisierten Abläufen stellt in vielen Bereichen neue Anforderungen an die Anwendung existierender Gesetze. Neue Ideen fordern verschiedene Rechtsgebiete heraus, Entscheidungen über Verursachung oder rechtliche Absicherung müssen daher getroffen werden.
Auf der Hannover Messe wurde die Studie "Juristische Herausforderungen für digitale Wertschöpfung – strukturierte Lösungswege für KMU" vorgestellt. Bereits im vergangenen Jahr präsentierte die Begleitforschung des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderten Technologieprogramm "Autonomik für Industrie 4.0" die erste Version eines juristischen Referenzarchitekturmodells für die Industrie 4.0. Mithilfe von Ju-RAMI 4.0 können auch juristische Laien eine Einschätzung treffen, welche juristischen Rahmenbedingungen sie bei ihren Entwicklungen beachten müssen. In der vorliegenden Studie wurden deshalb die 14 Projekte des Technologieprogramms in das entwickelte Modell integriert.
"Bei der Entwicklung von Ju-RAMI 4.0 sind wir davon ausgegangen, dass die innovationshemmende Wirkung von Recht oft auf Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Technikern und Juristen zurückgeht. Es gehört deshalb zu den Kernaufgaben unserer juristischen Begleitforschung, für jedes Projekt die jeweiligen rechtlichen Vorgaben verständlich darzustellen und den Projektpartnern einen Zugang zu den für sie einschlägigen Rechtsthemen zu vermitteln. Dabei sind Details weniger wichtig als die Vermittlung der grundlegenden Rechtsgedanken, aus denen sich oft ein angemessenes Problemverständnis auch ohne juristische Detailkenntnisse erschließen lässt", erklärt Uwe Seidel von der Begleitforschung zu Autonomik für Industrie 4.0.
Die Untersuchung hat bestätigt, dass die modellhafte Darstellung von Recht ein wichtiges Mittel ist, um diese Verständnisbarrieren zu überwinden. Die Tragfähigkeit des neuen Ansatzes soll über Ju-RAMI hinaus auch für weitere Themenfelder vorangetrieben und evaluiert werden.
Die Projektbeteiligten regten zudem die Übertragung der Strukturen in eine Software an. In einer ausgebauten Form könnte ein digitalisiertes Ju-RAMI damit auch Testeinheiten mit Wissensfragen, Multiple-Choice-Modulen und didaktisch aufbereiteten kleineren Falllösungen enthalten und so eine digitale Lernumgebung bereitstellen, die Ingenieure und andere Techniker zum Selbststudium und zur Vorbereitung von Kontakten mit Fachjuristen nutzen könnten. Grundsätzlich könnten sämtliche Internetinhalte, einschließlich aller fachjuristischen Informationsquellen, eingebunden werden. In digitalisierter Form wäre Ju-RAMI damit fast unbegrenzt erweiterbar. Damit könnte ein innovatives Unterstützungsangebot zur juristischen Orientierung für die Industrie 4.0 etabliert werden, dessen Potential noch gar nicht absehbar ist.
Über Autonomik für Industrie 4.0
Die Bundesregierung hat mit dem Zukunftsprojekt Industrie 4.0 einen neuen technologiepolitischen Schwerpunkt initiiert. Mit dem Technologieprogramm "Autonomik für Industrie 4.0" leistet das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) einen wichtigen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung dieses Vorhabens. 14 Projekte mit rund 100 Partnern aus Industrie und Wissenschaft haben sich für eine Förderung durch das BMWi qualifiziert. Das BMWi unterstützt die Projekte mit einem Fördervolumen von rund 40 Mio. Euro. Mit begleitenden Forschungsmaßnahmen werden zudem wichtige Querschnittsfragen zu IT-Sicherheit, Recht, Normen & Standards sowie Zukunft der Arbeit in Industrie 4.0 behandelt.
(Begleitforschung zu Autonomik für Industrie 4.0: BMWi: ra
eingetragen: 04.05.16
Home & Newsletterlauf: 09.06.16
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