Gegen die entwürdigende ALGII-Praxis


Piratenpartei: "99,5 Prozent der ALGII-Empfänger hoffen auf eine angemessen bezahlte Arbeit. Stattdessen erhalten sie ein enges Korsett aus Einschränkungen und Sanktionen"
Laut Statistik der Bundesarbeitsagentur werden lediglich 0,5 Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsbezieher auf Grund von Arbeitsverweigerung sanktioniert


(12.07.12) - Die Piratenpartei Deutschland unterstützt offiziell den Aufruf "Farbe bekennen – Gegen entwürdigende Hartz IV-Praxis" des freien Journalisten und ehemaligen Bundestagsreferenten Thomas Hild [1]. Ein entsprechender Beschluss wurde vom Bundesvorstand auf seiner Sitzung am 4. Juli gefasst. Die Piratenpartei spricht sich auch in ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2013 gegen die Sanktionspraxis und die zweifelhafte Behandlung von Arbeitsuchenden in den Filialen der deutschen Arbeitsagenturen und den JobCentern aus [2][3]. Anstelle dessen muss auch nach Ansicht der Piraten eine sinnvolle berufliche Förderung in den Mittelpunkt der Bemühungen gestellt werden.

"99,5 Prozent der ALGII-Empfänger hoffen auf eine angemessen bezahlte Arbeit. Stattdessen erhalten sie ein enges Korsett aus Einschränkungen und Sanktionen. In der Öffentlichkeit werden sie nicht selten als 'Sozialschmarotzer' oder 'Drückeberger' dargestellt. Das muss ein Ende haben", so Bernd Schlömer, Bundesvorsitzender der Piratenpartei Deutschland.

Laut Statistik der Bundesarbeitsagentur werden lediglich 0,5 Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsbezieher auf Grund von Arbeitsverweigerung sanktioniert (Stand: April 2012). Der überwiegende Teil der verhängten Sanktionen geht auf Meldeversäumnisse wie die Nichtwahrnehmung eines Termins zurück [4]. Ebenso wird nach der "Zumutbarkeitsklausel" im Sozialgesetzbuch [5] bestraft, wer eine angebotene Stelle ablehnt, auch wenn sie seinen Qualifikationen nicht entspricht oder keine faire Entlohnung bietet. Gleichzeitig gibt es nach wie vor zu Nachholbedarf, wenn es darum geht, sinnvolle Angebote für die berufliche Förderung oder die Förderung von Existenzgründungen zu schaffen.

"Oft wird auch vergessen, wie gefährlich dieser Zustand für die soziale Gesundheit der Betroffenen ist. Wer keine Arbeit hat, knüpft weniger Kontakte. Und er hat für vieles einfach kein Geld: Theater, Bücher, einen Kaffee mit Freunden. Umso schlimmer ist es dann, wenn die Arbeitsagentur sogar das Ehrenamt in einem gemeinnützigen Verein oder einer Partei untersagt, da man in dieser Zeit nicht für eine nicht vorhandene Arbeit zur Verfügung steht", ergänzt Johannes Ponader, politischer Geschäftsführer der Piraten.

Unter diesen Bedingungen akzeptieren es immer mehr Menschen, im Niedriglohnsektor zu arbeiten. Auch Menschen in Arbeit üben aus Angst vor dem sozialen Abstieg "Lohnzurückhaltung". Nicht selten droht in Folge dessen im Alter ein Leben in Armut. (Piratenpartei: ra)

Quellen:
[1] Aufruf "Farbe bekennen"
http://www.wirtschaftundgesellschaft.de/?p=3077
[2] Bundestagswahlprogramm der Piraten
http://wiki.piratenpartei.de/Bundestagswahl_2013/Wahlprogramm
[3] Programmantrag PA113 in Offenbach 2012
http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2011.2/Antragsportal/PA113
[4] Artikel zu Statistik der BA:
http://www.nordkurier.de/cmlink/nordkurier/fragen-und-antworten-hartz-iv-missbrauch-1.412874
[5] § 31 SGB II Pflichtverletzungen
http://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbii/31.html
(Piratenpartei: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Künstliche Intelligenz: Was für Unternehmen gilt

    Seit Sonntag, 2. Februar 2025 sind weitere Regelungen der europäischen KI-Verordnung (AI Act) in Kraft. Dabei handelt es sich zum einen um Verbote von bestimmten KI-Praktiken wie Social-Scoring-Systemen, manipulative KI-Techniken oder Emotionserkennung am Arbeitsplatz. Zum anderen greifen Vorgaben für KI-Kompetenzanforderungen von Beschäftigten.

  • AI Act: Doppelarbeit & Unsicherheiten vermeiden

    Ab dem 2. Februar 2025 verbietet der AI Act Manipulation durch KI, Social Scoring und biometrische Fernidentifikation in Echtzeit - ein entscheidender Schritt für Ethik und Verbraucherschutz. Die EU setzt damit ein klares Zeichen für einen einheitlichen Rechtsrahmen, der auf Ethik, Diversität und Datensicherheit basiert.

  • EU AI Act setzt weltweit Maßstäbe

    Anlässlich des Europäischen Datenschutztags am 28. Januar 2025 betonte der BvD-Ausschuss Künstliche Intelligenz die Bedeutung des EU AI Acts als wegweisende Regulierung für den verantwortungsvollen Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI).

  • Auswirkungen von Risk Exposure auf Compliance

    Mit der DSGVO, DORA und der derzeit in der Luft hängenden NIS2 werden immer mehr Vorschriften und Richtlinien eingeführt, die Unternehmen beachten müssen. Dies hat dazu geführt, dass einige Unternehmen der Meinung sind, dass die Einhaltung der Vorschriften eher eine Belastung als ein Anfang zur Verbesserung ihrer Sicherheitsmaßnahmen ist.

  • NIS2-Umsetzung nicht vor Herbst 2025?

    Gegen Deutschland wurde wegen bisher nicht erfolgten Umsetzung der NIS2-Richtlinie sowie der Richtlinie über die Resilienz kritischer Infrastrukturen ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Angesichts der Verzögerungen im Gesetzgebungsprozess in den vergangenen Jahren kommt das nicht wirklich überraschend - ist doch inzwischen mit einer NIS2-Umsetzung nicht vor Herbst nächsten Jahres zu rechnen.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen