Evidenz zu Branchen näher ausgewertet
Neuer EU-Bericht: Rückenwind für Wettbewerbsdurchsetzung in Deutschland
Die US-Wirtschaft scheint Konzentrationstendenzen bzw. Strukturveränderungen stärker ausgesetzt zu sein als die EU
Die EU-Kommission hat den Bericht "Protecting competition in a changing world" vorgelegt. Der Bericht behandelt die Frage, wie sich die Wettbewerbsbedingungen in der EU in den letzten 20 bis 25 Jahren entwickelt haben. Ein besonderes Augenmerk gilt ökonomischen Größen wie Preisen, Produktivität, Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftswachstum. Für Deutschland ergibt sich eine tendenziell geringere Marktkonzentration als in anderen EU-Staaten. Die vorteilhafteren Wettbewerbsbedingungen gehen in den analysierten Branchen mit niedrigeren Preisen für die Verbraucherinnen und Verbraucher einher.
Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, sagte: "Für die Wettbewerbsdurchsetzung in Deutschland ist der Bericht Bestätigung unserer Arbeit und Rückenwind zugleich. Die Kommission hat mit Bedacht die Studienlage ausgewertet und wichtige Befunde präsentiert. Auch wenn die Fragen nach Kausalität stets Unsicherheiten birgt, ist die Tendenz klar: Die Verbraucherinnen und Verbraucher und die Volkswirtschaft als Ganzes profitieren von wettbewerblichen Strukturen und das in hohem Maße."
Der Bericht wurde von der Generaldirektion Wettbewerb der Kommission (DG Competition) im Rahmen einer Konferenz am 27. Juni 2024 vorgestellt. Die Konferenzmaterialien und die Rede von Margrethe Vestager, geschäftsführende Vizepräsidentin der EU-Kommission, sind hier abrufbar: Link.
Ergebnisse für Deutschland im Überblick
>> Deutschland gehört im untersuchten Zeitraum zwischen 2000 und 2019 zu den Ländern mit einer vergleichsweise geringen Marktkonzentration, anders als Frankreich, das Vereinigte Königreich, die nordischen Ländern, Irland oder Griechenland [S. 5 und S. 31 ff.; dahingehend wertet die Kommission Daten der OECD, Calligaris et al., 2024 und andere Studien aus].
>> Deutschland gehört zu den EU-Ländern, in denen die Preisaufschläge der Anbieter im untersuchten Zeitraum zwischen 2000 und 2019 nicht angestiegen, sondern eher konstant geblieben sind [S. 66 ff.; dort zitiert die Kommission OECD, Calligaris et al., 2024; Díez, 2021; Lear et al., 2024].
>> Die US-Wirtschaft scheint Konzentrationstendenzen bzw. Strukturveränderungen stärker ausgesetzt zu sein als die EU. Eine stärkere Durchsetzung der Wettbewerbsregeln – insbesondere in Deutschland – könnte eine mögliche Ursache sein [S. 114; dort zitiert die Kommission Philippon, 2019].
Die Kommission hat Evidenz zu Branchen näher ausgewertet:
>> Die Hypothekenzinsen sind in konzentrierten Märkten tendenziell höher. 2021 lagen beispielsweise Zinssätze für festverzinsliche Hypotheken in den Niederlanden (einem Land mit hoher Konzentration) mehr als 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) höher als in den Nachbarländern Deutschland oder Frankreich (Länder mit geringer Konzentration) [S. 11, und S. 138; dort zitiert die Kommission Lear et al., 2024].
>> Die Preise für Bier lagen 2021 in Belgien und Frankreich (Länder mit hoher Konzentration auf Ebene der Herstellung) im Durchschnitt um mehr als 150 % höher als im benachbarten Deutschland (einem Land mit geringer Konzentration) [S. 11 und S. 137; dort zitiert die Kommission u.a. Lear et al., 2024]. (Bundeskartellamt: ra)
eingetragen: 07.08.24
Newsletterlauf: 13.09.24
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