Umsetzung der Aktionärsrichtlinie


Die FDP möchte wissen, wie der Umsetzungsfahrplan der Aktionärsrichtlinie in nationales Recht ausschaut
Mit der Richtlinie werden Mindestanforderungen eingeführt, durch die sichergestellt werden soll, dass Aktionäre von börsennotierten Unternehmen frühzeitig vor Hauptversammlungen Zugang zu den relevanten Informationen erhalten


(02.11.07) - Wann die Deutsche Bundesregierung einen Gesetzentwurf zur Umsetzung der auf europäischer Ebene beschlossenen Aktionärsrichtlinie in den Bundestag einbringen will, möchte die FDP-Fraktion mit einer Kleinen Anfrage (16/6860) wissen. Mit der Richtlinie würden unter anderem Mindestanforderungen eingeführt, durch die sichergestellt werden soll, dass Aktionäre von börsennotierten Unternehmen frühzeitig vor der Hauptversammlung Zugang zu den relevanten Informationen erhalten, so die Liberalen. Die EU-Mitgliedsstaaten hätten für die Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht noch bis Anfang August 2009 Zeit.

Bemerkungen der FDP
Die von der Europäischen Kommission im Januar 2006 vorgeschlagene "Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Ausübung bestimmter Recht von Aktionären in börsennotierten Gesellschaften" (ABl. EG Nr. L 184 S.17) – im Folgenden "Aktionärsrichtlinie" – hat der Rat der Justizminister der EU am 12. Juni 2007 angenommen. Dieser Verabschiedung war im Februar 2007 eine Einigung über die konkreten Regelungen zwischen Europäischem Parlament und Rat vorangegangen. Die Richtlinie ist am 3. August 2007 in Kraft getreten. Die Mitgliedstaaten haben für die Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht bis zum 3. August 2009 Zeit.

Mit der Richtlinie werden Mindestanforderungen eingeführt, durch die sichergestellt werden soll, dass Aktionäre von börsennotierten Unternehmen frühzeitig vor Hauptversammlungen Zugang zu den relevanten Informationen erhalten. Aktionäre sollen einfache Möglichkeiten erhalten, um ihr Stimmrecht auch aus der Ferne auszuüben. Die Richtlinie enthält ferner Mindestanforderungen für Frage-, Vorschlags- und Beschlussvorlagerechte. Die Mitgliedstaaten erhalten diverse Möglichkeiten, die Ausübung der in der Richtlinie genannten Rechte durch zusätzliche Maßnahmen weiter zu erleichtern.

Die FDP fragt die Bundesregierung:

1. Wann wird ein Referentenentwurf des Umsetzungsgesetzes der Aktionärsrichtlinie vorgelegt werden?

2. Wann plant die Bundesregierung die Verabschiedung und Einbringung eines Gesetzentwurfs zur Umsetzung der Aktionärsrichtlinie in deutsches Recht?

3. Wird die Bundesregierung von der Möglichkeit der Ausnahme bestimmter Arten von Gesellschaften nach Artikel 1 Abs. 3 der Aktionärsrichtlinie Gebrauch
machen?

4. Wie wird die Bundesregierung Artikel 5 Absatz 2 der Aktionärsrichtlinie umsetzen, nach der der Mitgliedstaat vorschreibt, "dass die Gesellschaft [bei der Einberufung der Hauptversammlung] auf Medien zurückgreifen muss, bei denen vernünftigerweise davon ausgegangen werden kann, dass sie die Informationen tatsächlich an die Öffentlichkeit in der gesamten Gemeinschaft weiterleiten"?

5. Sieht die Bundesregierung diesbezüglich hinsichtlich möglicher Sanktionen bei auftretenden Mängeln bei der Einberufung der Hauptversammlung gesetzgeberischen Änderungsbedarf – wenn ja welchen und wenn nein, warum nicht?

6. Wie bewertet die Bundesregierung die durch die Aktionärsrichtlinie eröffneten Möglichkeiten zur nationalen Gesetzgebung hinsichtlich des Aktionärsrechts auf Ergänzung der Tagesordnung der Hauptversammlung und Einbringung von Beschlussvorlagen, Artikel 6 der Aktionärsrichtlinie, und leitet sie hieraus gesetzgeberischen Handlungsbedarf ab?

7. Wie bewertet die Bundesregierung die nun verabschiedete Fassung des Artikels der Aktionärsrichtlinie (Fragerecht der Aktionäre)?

8. Wird sie aufgrund des Umstandes, dass die Aktionärsrichtlinie keine Vorgaben zum Antwortzeitpunkt, dem Medium der Fragestellung oder einer Pflicht zu Veröffentlichung der Antworten enthält, auf diesbezügliche Regelungen im deutschen Recht verzichten?

9. Wenn nein, warum nicht und welche Regelungspläne hat die Bundesregierung diesbezüglich?

10. Wie plant die Bundesregierung, die Vorgaben des Artikels 8 der Aktionärsrichtlinie – Teilnahme an der Hauptversammlung auf elektronischem Wege – in deutsches Recht umzusetzen?

11. Welche Folgen für das deutsche Recht leitet die Bundesregierung aus den Vorgaben der Aktionärsrichtlinie zur Stimmrechtsvertretung ab?

12. Wie plant die Bundesregierung, die Vorgaben des Artikels 12 der Aktionärsrichtlinie – Abstimmung per Brief – in deutsches Recht umzusetzen?

13. Wird die Bundesregierung von Artikel 3 der Aktionärsrichtlinie Gebrauch machen und weitere Verpflichtungen für Gesellschaften einführen oder sonst weitere Maßnahmen ergreifen, um die Ausübung der in der Aktionärsrichtlinie genannten Rechte durch die Aktionäre zu erleichtern?

14. Wird die Bundesregierung im Rahmen des Umsetzungsgesetzes weitere Änderungen insbesondere im Aktiengesetz vornehmen, die nicht in direktem oder indirektem Zusammenhang mit der Umsetzung der Richtlinie stehen, und wenn ja welche werden dies sein?

15. Bei welchen Regelungen plant die Bundesregierung, über die Vorgaben der Aktionärsrichtlinie hinauszugehen und aus welchen Gründen?
(Deutscher Bundestag: FDP: ra)


Kostenloser Compliance-Newsletter
Ihr Compliance-Magazin.de-Newsletter hier >>>>>>


Meldungen: Bundestag, Bundesregierung, Bundesrat

  • Risikostrukturausgleich der Krankenkassen

    Verschiedene gesetzliche Initiativen der vergangenen Jahre zielen nach Angaben der Bundesregierung darauf ab, unzulässige Einflussnahmen auf die Datengrundlagen des Risikostrukturausgleichs (RSA) der Krankenkassen zu verhindern und die Manipulationsresistenz des RSA zu stärken. Zuletzt sei mit dem "Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetz" (GKV-FKG) 2020 die sogenannte Manipulationsbremse eingeführt worden, heißt es in der Antwort (20/14678) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/14442) der Unionsfraktion.

  • Souveräne Dateninfrastruktur

    Die Bundesregierung strebt eine effiziente, wirtschafts- und innovationsfreundliche Umsetzungsstruktur der europäischen KI-Verordnung an, die knappe Ressourcen klug einsetzt. Das antwortet die Bundesregierung (20/14421) der AfD-Fraktion auf eine Kleine Anfrage (20/14109).

  • FDP legt Gesetzentwurf für flexibleres Stromsystem

    Die FDP-Fraktion hat den Entwurf eines Gesetzes (20/14705) zur "Integration von Photovoltaik- und anderen Erneuerbare-Energien-Anlagen in den Strommarkt und zur Vermeidung solarstrombedingter Netznotfall-Maßnahmen" vorgelegt. Er soll einerseits der Umsetzung der "Wachstumsinitiative der damaligen Bundesregierung vom Juli 2024 dienen.

  • Fairer Wettbewerb im digitalen Sektor

    Bis zum 5. Dezember 2024 haben die Koordinierungsstelle für digitale Dienste in der Bundesnetzagentur (BNetzA) 747 Eingänge von Beschwerden erreicht. Bereinigt um Irrläufer und Spam seien 703 konkrete Beschwerden zu möglichen Verstößen gegen den Digital Services Act (DSA) eingelegt worden.

  • Provisionsverbot noch nicht absehbar

    Ob beziehungsweise inwieweit im Zuge der nationalen Umsetzung der EU-Kleinanlegerstrategie national Maßnahmen ergriffen werden könnten, um Provisionen für den Abschluss von Versicherungsverträgen zu verbieten oder zu deckeln, ist noch nicht absehbar. Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort (20/14411) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (20/14172) weiter mitteilt, haben die Trilogverhandlungen auf europäischer Ebene noch nicht begonnen.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen